Normalerweise ist Weltpolitik kein vorrangiges Thema für meinen Blog – da gibt es weitaus berufenere Quellen, die sich Tag für Tag damit beschäftigen und immer Ohr & Auge am Puls der globalen Entwicklung haben. Heute will ich jedoch mal eine Ausnahme machen und Euch die Dokumentation „Obama-Land ist abgebrannt – Zustand einer Supermacht [2]“ eindringlich ans Herz legen. Denn was Udo Lielischkies, ein USA-Korrespondent der ARD, hier schildert, ist wirklich absolut erschreckend, und das in fast jeder thematischen Facette. Leider ist es ja so, dass viele der Entwicklungen und Trends, die in den USA stattfinden, mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung irgendwann auch nach Europa schwappen und man also schon jetzt an den Zuständen in Amerika sehen kann, wie es hier werden könnte, wenn (was leider nicht zu erwarten ist) hiesige Politiker nicht vernünftiger handeln als ihre Kollegen der (ehemaligen?) Supermacht. Ein paar spontane Gedanken möchte ich zu alledem vorab noch loswerden:
- Irgendwie ist es schon etwas tragisch, dass nun ausgerechnet Barack Obama zum großen Buhmann gemacht wird – aber es wundert mich andererseits auch nicht, denn als er damals gewählt wurde, wurde er (auch von den hiesigen Medien) zum Messias aufgeblasen, zum Weltretter usw. usf. Wer verschwörungstheoretisch angehaucht ist, könnte auf die Idee kommen, dass man Obama absichtlich auf so einen Podest stellte, damit der Sturz um so tiefer ist. Das war also durchaus vorhersehbar. Wenn man in der Dokumentation sieht, wie sehr Obama nun plötzlich dämonisiert und als Sozialist beschimpft wird, nur weil er eine verbindliche Krankenversicherung einführt, muss man an der Intelligenz bzw. dem Kurzzeitgedächtnis der Menschen schon stark zweifeln. Denn schließlich ist nicht Obama für die Misere verantwortlich, in die das Land durch Bush und seine neoliberalen Spießgesellen zuvor gesteuert wurde. Und da die konservativen Kräfte alles tun, um echte Reformen etc. zu verhindern, ist es kein Wunder, dass sich nichts bewegt.
- Die Zustände im amerikanischen Gesundheits- und Sozialwesen sind erschütternd und erinnern, wie der Moderator auch sagt, an ein Entwicklungsland. Dank FDP und diversen sog. „Gesundheitsreformen“ beginnen wir bei uns ebenfalls langsam in diese Richtung zu steuern, aber dennoch dürfen wir uns vor allem in Deutschland (noch) wirklich glücklich schätzen über das derzeitige Niveau des sozialen Netzes, wenn man es mit Amerika vergleicht.
- Die Zunahme an Gewalt, das Anhäufen von Waffen bei rechten radikalen Gruppen und die zunehmende Macht, die Ultrakonservative (z.B. die Mitglieder der „Tea Party Bewegung [3]“) im konservativen Lager gewinnen, machen mir schon etwas Sorgen. Das sieht alles nach einer sehr unguten, gefährlichen Entwicklung aus.
- Das Auseinanderdriften der reichen und armen Schichten ist in den USA wirklich krass, Not und Elend nehmen zu, und die Deindustrialisierung, hervorgerufen nicht zuletzt durch die sog. Globalisierung, in der einheimische Konzerne zwecks Profitmaximierung die Produktion in möglichst billig arbeitende Länder der dritten Welt auslagern, trifft die Vereinigten Staaten mit voller Wucht. Dennoch glauben immer noch viele Menschen dort an den Segen der freien, ungeregelten Märkte. Der Korrespondent spricht in der Doku nicht zu Unrecht zuweilen von einer „Realitätsverweigerung“ mancher Amerikaner.
(Anm.: Sollten die Videos bei YouTube wieder gelöscht worden sein, versucht es mal auf der WDR-Website [2] oder bei EinsLive [4], dort stehen sie (noch) online.)