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Fliegen heißt Siegen – die Deutsche Lufthansa

[1]Eine Reihe großer deutscher Unternehmen, bevorzugt solche, die sich im Deutschen Aktienindex DAX tummeln, haben eine dunkle Vergangenheit – sie waren in der NS-Zeit direkt oder indirekt an Kriegstreibereien, Vertreibungen und Völkermord beteiligt. Sie profitierten wie Krupp von der Rüstung und dem 2. Weltkrieg, Konzerne wie die Deutsche und die Dresdner Bank legten ihren Nachkriegsgrundstock bereits in den Jahren davor und verwahrten Vermögen von jüdischen Bürgern, die enteignet und vertrieben (oder getötet) wurden. Dass also solche Unternehmen (auch Bayer, BASF u.a.) nach dem Krieg gleich weiter wirken durften, ist schwerlich zu verstehen. Dabei geht es mir nicht um das vielen Menschen (verständlicherweise) inzwischen schon zu den Ohren rauskommende permanente Bohren in alten Wunden, wie es ein Guido Knopp scheinbar genüsslich im Fernsehen zelebriert („Hitlers Frisösen“, „Hitlers Geistheiler“…) und das auch „Nachrichtensender“ wie n-tv oder N24 dazu bringt, „Die letzten Tage von Berlin“ u.ä. permanent über den Äther flimmern zu lassen. Es muss einem aber halt bewusst sein, dass manches von der Marktmacht und dem Reichtum, den diese Konzerne aufgehäuft haben und mit dem sie ihr Image medial hell erstrahlen lassen, auf wenig appetitlichem Wege erworben wurde. Die jahrzehntelange Hinhaltetaktik von Konzernen wie Siemens, Daimler, VW usw. [2] in Bezug auf die Entschädigung von Zwangsarbeitern ist da nur ein weiteres unrühmliches Kapitel.

Weitgehend unbehelligt unterhalb des medialen Radars durfte sich bisher die Deutsche Lufthansa bewegen – Grund genug für mich, mal wieder „eine seriöse Firma in den Schmutz zu ziehen“ (Vorwurf eines auch sonst sehr schrägen Utopia-Users an die Adresse meines Blogs ;-). Die ARD brachte nämlich dieser Tage die erhellende Dokumentation „Fliegen heißt Siegen – Die verdrängte Geschichte der Deutschen Lufthansa [3]“, die die Verstrickungen des Konzerns in die Verbrechen der Nazizeit offenlegt, die das Unternehmen selbst gerne von sich weist.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründete Deutsche Lufthansa gilt als Vorzeigeunternehmen der Bundesrepublik. Doch sie hat eine Vorgeschichte.

Zahlreichen deutschen Unternehmen fällt der Umgang mit der eigenen Rolle im Dritten Reich auch heute noch schwer – und immer noch sind viele Fälle nicht erzählt. Wie jener Fall der Deutschen Lufthansa. Sie verweist in der Regel darauf, dass sie als Unternehmen erst seit 1955 existiert, also seit der Wiederaufnahme des Flugbetriebs nach dem Zweiten Weltkrieg und so gar keine Vergangenheit im NS-Regime haben kann. Gegründet wurde sie aber in der Nachkriegszeit mit dem Namen, dem Emblem – und einem Teil des leitenden Personals – jener Lufthansa, die es zwischen 1926 und 1945 gab. Und zu deren Geschichte gehört auch, dass 1933, unmittelbar nach der Machtergreifung der Nazis, unter der Maske der zivilen Luftfahrt die Vorbereitungen für einen Angriffskrieg der völlig neuen Dimension beginnen. Die strengen Auflagen des Versailler Vertrags verbieten es dem Deutschen Reich, eine eigene Luftwaffe aufzubauen. Aus diesem Grund trifft Hitler ein Abkommen mit dem Vorstand der deutschen “Lufthansa”. Unter dem Vorwand der friedlichen Nutzung sollen Linienflugzeuge produziert werden, die später mit einfachen Mitteln zu Bombern umgerüstet werden können. Diese modernen Flugzeuge werden der “Lufthansa” zur Verfügung gestellt, die darauf ihre – zunächst noch zivilen – Piloten schult. Und noch eine zweite Aufgabe fällt der “Lufthansa” in Hitlers Eroberungsplänen zu. Sie soll im Falle des Kriegs hinter den Linien die Wartung und Reparatur der Flugzeuge übernehmen. Dafür werden in den besiegten und besetzten Gebieten in Osteuropa auch einheimische Arbeitskräfte rekrutiert – und in zunehmendem Maße Zwangsarbeiter eingesetzt.

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