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Radiotipps für September

radio_isolated_on_white_with_clipping_path1 [1]Nachdem die Rubrik Radiotipps letztes Mal ja so gut angekommen ist, hier wieder eine Vorschau auf das, was uns an interessanten Sendungen im September erwartet (DLR ist dabei Deutschlandradio, DLF Deutschlandfunk, DLR-K Deutschlandradio Kultur). Wie ich auch letztes Mal schon schrieb, scheinen diese Sender die letzten Refugien für kritische Gedanken geworden zu sein, nachdem im Fernsehen nur noch die Spaßgesellschaft bzw. der Kommerz regiert. Besonders interessant erscheint mir dabei die Sendung am 21.9. „Die Stylisten der Macht – Wie Politik im Zeitalter der Mediendemokratie inszeniert wird“. Übrigens stammt die Zusammenstellung originär nicht von mir, sondern von Wiebke von Attac Kiel – vielen Dank!

DLF
Di. 01.09.2009 · 19:15 Uhr
“Ich kämpfe bis zum Schluss”
Der Streit um die Braunkohle in der Lausitz

Von Charly Kowalczyk
“Das Eis in Grönland und Antarktis schmilzt schneller als erwartet”, die Weltwetterorganisation der Vereinten Nationen schlägt Alarm. Solche Meldungen werden in Brandenburg, dem Bundesland mit dem größten Pro-Kopf-Ausstoß an schädlichen Treibhausgasen, auf besondere Art wahrgenommen.
Vor dem Mauerfall arbeiteten im Lausitzer Revier 75.000 Menschen im Bergbau. Heute, 20 Jahre später, sind es kaum 5000. Ihre Arbeitsplätze sollen jetzt langfristig gesichert werden. Brandenburgs Landesregierung und der schwedische Energieriese Vattenfall wollen auch nach 2050 weiter Kohle fördern.
Drei Dörfer müssten für den Tagebau weichen. Die Sorge um den Klimaschutz und um den Verlust ihrer Heimat treiben viele Bewohner auf die Barrikaden. Politiker, Unternehmer und Wissenschaftler dagegen setzen auf CO2-freie Kohlekraftwerke. Eine Illusion oder eine vernünftige Perspektive? Die Lausitz ist gespalten, zwischen denen, die ihre Heimat und denen, die ihren Arbeitsplatz verteidigen, zwischen Umweltschützern und Kohlebefürwortern.

DLF
Sa. 05.09.2009 · 11:05 Uhr
Wächter der Festung Europa

Die Grenzschutzagentur Frontex
Mit Reportagen von Florian Kellermann, Christoph Prößl und Karl Hoffmann
Die einen sehen sie als Bekenntnis für eine gemeinsame und planvolle EU-Migrationspolitik. Die anderen kritisieren sie als “Handlanger der mörderischen Abschottungspolitik” der Europäischen Union. Die Rede ist von Frontex, der europäischen Grenzschutzagentur. Gegründet wurde die EU-Behörde im Oktober 2005 als Antwort auf den Ansturm zehntausender illegaler Einwanderer, die an den europäischen Mittelmeerküsten strandeten.
Die Aufgaben der Agentur mit Sitz in Warschau war von Beginn an umstritten. Sie soll illegale Migration eindämmen und hat doch wenig Handlungsspielraum. Denn Einwanderungspolitik ist ein heikles Terrain und immer noch Sache der Mitgliedsstaaten. Von einer gemeinsamen Migrations- und Asylpolitik ist die Europäische Union weit entfernt. An vielen EU-Außengrenzen herrscht derweil längst der dauerhafte Ausnahmezustand: Kriminelle Schleuser haben die Frontex-Patrouillen vor den europäischen Küsten in ihr Kalkül einbezogen. Und sie suchen sich immer neue Fluchtrouten.

DLF
So. 06.09.2009 · 16:30 Uhr
Riskant, weil komplex
Was Kernkraftwerke, das Finanzwesen und der Verkehr der Zukunft gemein haben

Von Bernd Schuh
Als am 1. Juli 2002 bei Überlingen eine europäische Frachtmaschine und eine russische Passagiermaschine kollidierten, war das auch ein Crash unterschiedlicher Systemphilosophien. Nicht der politischen wohlgemerkt, sondern der technischen Steuerungssysteme. Eine hierarchisch organisierte Fluglotsensteuerung traf auf verteilte maschinelle Intelligenz.
Für Techniksoziologen illustriert das Beispiel: Mit dem Komplexitätsgrad eines Systems steigt auch das Risiko für folgenschwere Fehlfunktionen. Der Mangel an Transparenz und Vorhersagbarkeit degradiert menschliche Akteure zu hilflosen Statisten.
Zunehmend übernehmen “intelligente” Automaten die Steuerung komplexer Systeme, wie im völlig autonomen Fahrzeug, das sich ohne jegliche menschliche Führung bewegt und mit anderen Verkehrsteilnehmern und Verkehrsleitsystemen verständigt – eine Zukunftsvision, die im Schienenschnellverkehr längst Wirklichkeit ist und in der Frachtluftfahrt demnächst eingeführt wird.

DLR-K
Mo. 07.09.09 – 19:30 Uhr
Das politische Feature

“Links? Rechts?”
Begriffsbestimmungen politischer Standorte
Von Rosemarie Bölts

DLR-K
Di. 08.09.09 – 19:30 Uhr
Literatur
“Gib mir meine Sprache wieder”

Von der Aufrüstung durch Worte
Von Cornelia Jentzsch

DLR-K
Mo 14.09.09 – 19:30 Uhr
Das politische Feature

“Wer will nochmal, wer hat noch nicht?”
Von Wahlgeschenken und Wahlversprechen
Von Wolf-Sören Treusch

DLF
Fr. 18.09.2009 · 19:15 Uhr
Vorsicht, Zivilcourage!
Vom gefährlichen Leben der Whistleblower

Von Michael Reitz
“Whistleblower” – Informanten, die Missstände, illegales Handeln oder Insidergeschäfte, von denen sie an ihrem Arbeitsplatz erfahren, an die Öffentlichkeit bringen. Der Whistleblower ist kein Denunziant, sondern er schlägt Alarm.
Spektakuläre Fälle: der FBI-Agent “Deep Throat”, der den Watergate-Skandal ins Rollen brachte; der Israeli Mordechai Vanunu, der das Atomwaffenprogramm Israels publik machte.
Während in den angelsächsischen Ländern Whistleblower weitestgehend Immunität genießen, gelten sie in Deutschland als Nestbeschmutzer. Mehrere Gesetzesvorhaben in dieser Hinsicht scheiterten, und auch im diesjährigen Wahlkampf war von einem Schutz der Alarmschläger nichts zu hören – und das, obwohl die Bankenkrise die Notwendigkeit couragierter Informanten offenbarte.

DLF
Sa. 19.09.09 – 23:05 Uhr bis 3 Uhr
Lange Nacht
Das Gegenteil von Glück?
Eine Lange Nacht über die Armut

Von Nora Bauer
Armut ist nicht das Gegenteil von Glück, aber wer sie erlebt, empfindet es oft so. Das ganz normale Leben wird schwierig. Es gibt weniger Spielräume für Entscheidungen. Alles kostet Geld. Und vieles beginnt zu bröckeln: die Lebenszufriedenheit, der Selbstwert, die Aussichten in der Zukunft, der Freundeskreis. Gesellschaftlich steht man plötzlich im Dunkel, ohne schuldig zu sein. Am schlimmsten ist es für Kinder. Sie können sich oft nicht gegen Ausgrenzung und gegen die Verachtung, die ihnen und ihren Eltern entgegenschlägt, wehren. Armut hat es immer gegeben. Die Ursachen, in eine Armut hineinzugeraten, sind vielfältig: lang anhaltende Krankheit, Scheidung, Arbeitslosigkeit, aber auch Alleinerziehung der Kinder, Alkoholismus oder mangelnde Bildung. Meistens entsteht Armut aus einer Mischung mehrerer solcher Faktoren. Die Zusammenhänge von sozialer armutsbedingter Deprivation und der Fortschreibung der Armut als gesellschaftliches “Erbe” – einmal arm, immer arm – sowie die entwicklungspsychologischen Folgen der Armut für Kinder und Jugendliche werden gerade erst erforscht. Bezeichnenderweise hat sich die Armutsforschung in Deutschland in den letzten Jahren geradezu boomhaft entwickelt. Auch wenn die Sorgen der Nachkriegszeit mit Wohnungsnot, Kältetoten und Hungermärschen heute unvorstellbar erscheinen, gehört auch das wachsende Wohlstandsgefühl der 50er-Jahre für breite Bevölkerungsschichten inzwischen der Vergangenheit an und die Angst vor Verarmung, vor Altersarmut hat längst die Mittelschicht erreicht. Zwischen Resignation und selbstbewusstem Aufbegehren schwanken die Erfahrungsberichte in dieser “Langen Nacht” über die Armut.

DLR-K
Mo. 21.09.09. – 19:30 Uhr
Das politische Feature
“Die Stylisten der Macht”

Wie Politik im Zeitalter der Mediendemokratie inszeniert wird
Von Katja Bigalke

DLR-K
Mo. 28.09.09. – 19:30 Uhr
Das politische Feature

“Klassenunterschiede”
Wie gerecht ist unser Steuersystem?
Von Winfried Roth

DLF
Di. 29.09.2009 · 19:15 Uhr
Wo ist Schmiedel?

Auf den Spuren eines APO-Aktivisten
Von Rainer Link
Im Sommer 1969 steht der Arbeiter Günther Schmiedel als Angeklagter vor dem Hamburgischen Landgericht. Man wirft ihm vor, Polizeibeamte beleidigt und getreten zu haben. Der “Vorzeige-Prolet” sei ein gewaltbereiter Rädelsführer der Studentenbewegung, ist sich das Gericht sicher und statuiert ein Exempel.
Für ein Jahr und neun Monate soll der bisher Unbescholtene in Haft. Nicht nur die Studentenbewegung spricht von Klassenjustiz und Obrigkeitsstaat. Schmiedel, der bereits während des Prozesses psychische Auffälligkeiten zeigte, soll aus der Haft heraus in eine Psychiatrische Klinik verlegt worden sein. Doch weder seine einst so solidarischen Mitkämpfer oder Anwälte wissen, was aus Schmiedel geworden ist, und auch bei der Justiz ist nichts über Schmiedel zu erfahren.
Rainer Link begibt sich auf Spurensuche und versucht, Günther Schmiedel 40 Jahre nach dem Prozess gegen ihn dem Vergessen zu entreißen.

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