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Lesetipps: Gefräßigmacher Glutamat | Selbstmorde trotz „grünem“ Apfel | Selbstversorgung: bloß nicht zu streng sein

the_cheapest_lunch [1]Na Mensch, das Schimpfen auf Industriefraß wird ja in meinem Blog fast schon zum Standardritual – aber da ich denke, dass es durchaus auch in meinen Themenkreis von Konsumkritik etc. hineinpasst. bleibe ich auch an diesem Thema dran. Heute möchte ich Euch wieder einen aufklärerischen Artikel ans Herz legen, der sich mit einer Zutat befasst, die uns in vielen Massenprodukten entgegenlacht – Glutamat (das sich heutzutage gerne hinter der Bezeichnung „Hefeextrakt“ versteckt, siehe auch Stiftung Warentest aus dem Jahre 2008 [2]). Schon seit langem weiß man eigentlich, dass dieser Zusatzstoff nicht gerade gesund ist (er steht z.B. in Verdacht, Nervenzellen anzugreifen / abzutöten). Dass er auch „Fressflashs“ auslöst und so dazu führt, dass wir viel mehr essen, als eigentlich gut für uns ist, beschreibt der schon etwas ältere Artikel „Gefräßig-Macher Glutamat [3]“ in der Umweltzeitschrift Zeo2 [4].

(…) Während die Verharmloser betonen, das Glutamat aus der Nahrung würde das Gehirn nie erreichen und sei daher unproblematisch, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass wir tatsächlich »nicht ganz dicht« im Oberstübchen sind, dass also Glutamat durchaus die Hirnschranke passieren und dort »oben« Schaden anrichten kann. Zahlreiche wissenschaftliche Puzzleteilchen liefern inzwischen ein genaueres Bild von den keineswegs harmlosen Wirkungen des Glutamats. Insbesondere bei empfindlichen Personen kann es eine unmäßige Gefräßigkeit auslösen, die nicht nur zu Übergewicht führt, sondern zuweilen auch das Wachstum beeinträchtigt. Blockiert man dagegen die Rezeptoren für Glutamat im Hirn, normalisieren sich plötzlich Essverhalten und Gewicht und zwar ganz ohne Diät. (…)

Wer von den ganzen Sperenzchen der Lebensmittelindustrie so langsam die Nase (bzw. den Mund) voll hat, sollte sich vielleicht überlegen, sich den verschiedenen Selbstversorungsprojekten anzuschließen, die in vielen, auch deutschen Städten, entstehen. In Der Freitag berichtet Gina Bucher über die aufblühende Transition Town-Bewegung „Selbstversorgung: Bloß nicht zu streng sein [5]“ und ihre wachsende Bedeutung für eine Zeit nach dem Erdöl und den fossilen Brennstoffen – und der Konzerndiktatur.

(…) „Städte im Übergang“ – auch Kieze, Kommunen oder Dörfer – sind all jene, die sich auf diese Energiewende rechtzeitig vorbereiten. Passieren soll das auf möglichst vielen kleinen Schauplätzen, sei es in den eigenen vier Wänden, im Kiez, in der Stadt. Als kommunale Bürgerinitiativen wollen sie sich aktiv darum kümmern, dass sich in ihrer Stadt energietechnisch etwas ändert – sich einzelne Haushalte, Kieze und ganze Kommunen von großen Energiekonzernen unabhängig machen, eigene Systeme etablieren, alte Kulturtechniken wieder aneignen oder gar Selbstversorgung aufbauen. (…)

(…) Ausprobiert hat Vordenker Rob Hopkins das Energiewendekonzept selber in der süd­englischen Stadt Totnes mit knapp 8.500 Einwohnern. Seit einigen Jahren gibt es auch in Deutschland ein paar Transition Towns, etwa in Bielefeld oder Göttingen. In Berlin gibt es derzeit zwei Initiativen; seit 2008 eine in Friedrichshain, seit 2009 die Kiezwandler SO36. Gemeinsam ist ihnen das Vorbild der englischen Transition Towns und die Vision von der großen Veränderung durch das Engagement im Kleinen. Sie träumen von flächendeckenden Dachgärten, erarbeiten einen Energiewende-Aktionsplan für die nächsten 15 bis 20 Jahre, initiieren Holzvergaseröfen oder auch nur einen Kompost im Hinterhof. Und sie versuchen, möglichst viele Gleichgesinnte zu finden. (…)

Der Übergang von selbstangebautem Obst hin zu Apple ist nur durch ein flaches Wortspiel zu bewältigen, deshalb verzichte ich mal darauf. Nicht jedoch, Euch den Artikel von Marcus Meier im Neuen Deutschland „Selbstmorde trotz ‚grünem‘ Apfel [6]“ ans Herz zu legen, in dem er sich näher mit den Initiativen des Kultcomputerbauers, aber auch vieler anderer High-Tech-Konzerne befasst, sich zumindest in der Reklame um „green IT“ zu bemühen. Dass „green“ nicht wirklich nachhaltig sein muss und die sozialen Umstände der Arbeiter in den Fabriken eher vernachlässigt, kann sich eigentlich fast jeder schon denken…

Einige deutsche Unternehmen müssen ihre Produktion einschränken – weil ihnen die Hightech-Metalle ausgehen. Doch drohende Rohstoffknappheit ist nicht das einzige Problem der IT-Industrie: Die Arbeitsbedingungen sind übel, die Energieverschwendung ist enorm und giftige Chemikalien belasten die Umwelt. (…)

»Die zentrale IT-Werkbank der Welt ist China«, sagt Sarah Bormann vom Projekt »PC Global«, »alle großen Hersteller haben ihre Produktion ausgelagert.« Die Kontraktfertiger im Reich der Mitte seien immer dieselben – unabhängig, welch wohl klingenden Markennamen die dort hergestellten Rechner tragen werden. Entsprechend gebe es keine Unterschiede bei den Sozialstandards: »Wenn HP sich als sozialer darstellt als Dell, dann ist das Nonsens. Beider Computer werden an den selben Fließbändern hergestellt.« Und dort geht es durchaus nicht romantisch zu. »Extreme Gewerkschaftsfeindlichkeit, extrem lange Arbeitszeiten, extrem monotone und anstrengende Arbeit«, so fasst die Politologin Bormann die Situation in den »HighTech-Sweatshops« zusammen. Die Menschen, die unsere Computer zusammenbauen, seien zudem vielen toxischen Stoffen ausgesetzt. Die Konsequenz für die Gesundheit reiche von Atemwegsproblemen bis hin zu Krebs. Ein Problem: die schlechte Schulung. »Die Arbeiter wissen oft nicht, mit welchen Stoffen sie hantieren«. Deswegen nähmen sie beispielsweise den Mundschutz ab, um weniger stark zu schwitzen. Ob es positive Ausnahmen gebe? »Im Sozialen nicht, in der Ökologie schon.« Green IT sei in aller Munde: »Meist geht es ums Stromsparen«, sagt Bormann, »also ums Geldsparen.« (…)

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