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Surftipp: Ban Billboard Blight – Kampf den Werbeplakaten

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Für mich, der im doch eher beschaulichen und von Großreklameleinwänden weitgehend verschonten Kiel wohnt, ist es immer wieder faszinierend und erschreckend zugleich, zu lesen, wie die Situation insbesondere in Nordamerika aussieht – schließlich schwappen US-amerikanische Trends in der Regel nach einigen Jahren ja auch zu uns herüber. Marktschreierisch und aufdringlich, so kleistern manche Firmen die Städte und sogar Landschaften mit ihren grellbunten und verdummenden Parolen zu, die nichts anderes zum Ziel haben, als den Betrachter zum Kauf eines in der Regel überflüssigen Produkts zu animieren.

Auf die Zumüllung des öffentlichen Raums durch Reklame werde ich in meiner Reihe „Werbung schadet [2]“ noch einmal ausführlicher eingehen – für heute möchte ich Euch zunächst eine interessante amerikanische Website empfehlen, die sich genau mit dieser Problematik auseinandersetzt: Ban Billboard Blight [3] (in etwa mit „Verbannen der Verschandelung durch Werbeschilder“ zu übersetzen), eine Initiative, die sich ein löbliches Ziel gesetzt hat:„Defending our public spaces. Protecting our visual landscape.“ So versuchen die Initiatoren beispielsweise ganz bodenständig, die Betreiber der Werbetafeln dazu zu bringen, diese zumindest in Schuss zu halten, damit einem solch ein Anblick wie bei obigem Bild erspart bleibt. Vor allem aber setzt sich die Initiative dafür ein, die Übermacht des „visuellen Kidnappings“ (der städtischen Flächen) einzudämmen und auch die besonders aufdringlichen und gigantischen Reklamewände zu verhindern – wie im Falle der Firma World Wide Rush, die in Los Angeles Monsterplakate von knapp 1.400 Quadratmetern Größe aufzustellen gedenkt [4]. Für ihre Ziele setzt die Non-Profit-Organisation Ban Billboard Blight durchaus auch juristische Mittel ein, um wenigstens die illegal oder halblegal in die Gegend gepflanzten Werbebanner, die zum Teil auch Risiken für den Brandschutz darstellen, zu verscheuchen. Angesichts der Reklamezustände in den USA erscheint dies wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel, aber es ist natürlich trotzdem sehr positiv, dass sich einige Bürger zu wehren beginnen und nicht einfach alles so hinnehmen, was ihnen die Konzerne so vor die Nase setzen.

In Zürich existiert mit der IG Plakat | Raum | Gesellschaft [5] bereits eine vergleichbare Initiative, und das ORF berichtete 2008 über den „Kampf gegen Werbetafeln an Freilandstraßen [6]“; in einer Onlineumfrage waren sich dort fast 2/3 aller User einig, dass diese Plakate „furchtbar hässlich“ seien und „die Landschaft verschandeln“. Bereits 2002 fand einBerliner Aktionstag gegen Werbung [7] statt, während dem hunderte von Aktivisten in der Stadt Reklametafeln besprühten, umgestalteten oder einfach nur abmontierten; Vorbild waren hier vermutlich die französischenCasseurs de Pub [8], eine seit 1999 aktive Widerstandsgruppe gegen den Reklameterror. Vielleicht sind die Tage der geduldeten Omnipräsenz von Werbung ja gezählt, wenngleich man schon den Eindruck haben muss, dass es den Werbetreibenden völlig egal ist, wie sehr sie den anderen Menschen auf den Geist gehen, Hauptsache ihre Ergüsse fallen im schrillen Konsumchor irgendwie auf.

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