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Die Euro-Krise beschleunigt sich: Neue Währungen jetzt starten!

So, heute will ich Euch mal wieder einen Gastbeitrag von Norbert Rost (Feldpolitik [1], Peak-Oil [2]) präsentieren, der einen Blick über meinen thematischen Tellerrand wagt und sich mit unserem Geldsystem beschäftigt:

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=Die Euro-Krise beschleunigt sich: Neue Währungen jetzt starten!=

Der Euro ist in der Krise. Diese Krise wird ihn zerstören, denn die Politik handelt zu langsam, zu unentschlossen und vor allem frei von Wissen um die Zusammenhänge. Ökonomisches Wissen ist Mangelware in der Politik-Sphäre, dort versteht man die Prinzipien nicht, wie Geld entsteht, wie es in der Wirtschaft wirkt und welche Eigendynamiken es hat. Um den Euro zu retten gibt es nun nur noch die Möglichkeit, hohe Steuern auf Geldvermögen zu erheben und mit diesen die Schuldenlöcher zu stopfen – was zweifellos eine Enteignung wäre und deshalb politisch nicht durchsetzbar ist. Diese Enteignung kommt auf Umwegen trotzdem: Über Staatsbankrotte, Inflation und Wirtschaftskrise; dann jedoch ungesteuert und ungehemmt. Trotz dieses Ausblicks ist nicht zu erwarten, dass die Bundes- und Europapolitik passable Entscheidungen treffen wird, zu sehr hat man sich einwickeln lassen vom großen Geld.

Da nicht zu erwarten ist, dass der Euro von der großen Politik gerettet wird, liegt es in der Hand von uns allen, uns darauf vorzubereiten. Damit ist nicht der Kauf von Edelmetallen oder von Immobilien gemeint, wie so manche “Geschäftsleute” es als “Rettung” empfehlen. Dieser Schritt mag das Geldvermögen einzelner in eine neue Zeit transferieren, er beugt jedoch nicht vor für das, was bei einer Währungskrise notwendig wäre: Die Schaffung von funktionierenden Märkten. Denn in einer echten Krise, in der Geld Mangelware ist, ist es notwendig, dass trotzdem die Versorgungssysteme funktionieren, dass es Essbares zu kaufen gibt, Strom geliefert wird und Mobilität möglich bleibt. Dafür nutzt die Goldmünze im Tresor nur wenig.

Bricht die Währung zusammen bedeutet das, dass kein Geld aus Bankautomaten kommt, keine Überweisungen möglich sind und keine Kredit vergeben werden. Unternehmen werden pleite gehen und Menschen ohne Geld dastehen, das sie doch so dringend bräuchten, um miteinander Handel allein für das Alltägliche zu treiben. Diese Gefahr droht angesichts der Euro-Krise: Dass wir zwar noch Banken haben, aber diese Schaltstellen des Geldwesens nicht mehr funktionieren. Wie aber wirtschaften wir dann? Wie bezahlen wir Brot, Käse und Eier?

Krisenfestigkeit, so sagen die Systemiker, erreicht man unter anderem durch Redundanz. Redundanz bedeutet, kritische Bereiche mehrfach auszulegen. So passiert es beispielsweise in der Raumfahrt, wo ein Raumschiff nicht nur einen, sondern zwei Bordcomputer hat. Fällt der eine aus, übernimmt der andere seine Arbeit. Das Raumschiff bleibt funktionsfähig, auch wenn eines der lebenswichtigen Systeme ausfällt. Wir sind heute vom Ausfall unseres Finanzsystems bedroht, doch noch haben wir nur wenige alternativen Systeme, die seine Aufgabe übernehmen könnten. Doch genau das ist das Gebot der Stunde: Zusätzliche Finanzsysteme aufzubauen, die weiterhin funktionsfähig sind, wenn der Euro sein Waterloo erlebt.

Bereits seit Jahren experimentieren Menschen weltweit mit alternativen Währungen, in Deutschland beispielsweise mit Regionalwährungen. Bürgerschaftlich organisiert als Verein oder Genossenschaft bieten sie ein zusätzliches Zahlungsmittel an, was meist auf die eigene Region beschränkt ist. Diese Währungen sind inzwischen häufig nicht nur als Bargeld verfügbar, sondern oft auch schon als Giralgeld: Mit entsprechenden Konten, die genauso funktionieren, wie man das vom Online-Banking kennt. Das größte und bekannteste System, der “Chiemgauer”, vernetzt auf diesem Wege ca. 600 Unternehmen und mehrere tausend Privatpersonen miteinander, andere knüpfen kleinere Netze. Doch diese Netzwerke werden wichtig, wenn der Euro bricht. Dort, wo Regionalgeld existiert, hat man dann bereits wertvolle Erfahrungen sammeln können und bereits Menschen miteinander in Kontakt gebracht, die als Keimzelle dessen dienen werden, was als regionales Zahlungsmittel weiterlebt. Die Nahversorgung ist dort, wo ein redundantes Geldsystem existiert, weitaus einfacher zu gestalten als in Städten und Regionen, wo man mit geschlossenen Bankautomaten völlig ohne Tauschmedium auskommen muss.

Die Erfahrung von 1989 lehrte insbesondere die Ostdeutschen: So zäh ein System auch anfänglich scheint, irgendwann kann sich die Entwicklung rasant beschleunigen und in wenigen Tagen das geschehen, was noch Wochen vorher Jahre weg schien. Zusammenbrüche heißen so, weil sie sich in rasanter Geschwindigkeit entwickeln. Für jene, die dieser Entwicklung nicht passiv ausgeliefert sein wollen, ist jetzt der Zeitpunkt, sich mit Gedanken zu befassen, wie man Notfall-Systeme auf lokaler oder regionaler Ebene installiert. Das kann ein Regiogeld sein oder ein Tauschring. Es ist besser, jetzt vorsorgend zu handeln als später von den Ereignissen überrumpelt zu werden.

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