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Bye Bye Bayern – Der Flächenfraß

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Quelle: Wikipedia, Nicolas17

Immer wieder schrecken einen Meldungen, die irgendwo auf Seite 39 der Tageszeitung unter Vermischtes auftauchen, für einen kleinen Moment auf: jeden Tag gehen in Deutschland Flächen von soundsoviel Quadratmeter, das entspräche der Ausdehnung von soundsoviel Fußballfeldern, verloren, weil sich Gewerbegebiete und Wohnflächen ausbreiten. Kurz darauf ist diese Information auch schon wieder vergessen und man kann damit weitermachen, sich ein neues Haus irgendwo am Stadtrand, „im Grünen“, zu bauen oder den halben Samstag damit verplempern, in eins der „stadtnahen“ Einkaufszentren zu fahren, die es ja praktischerweise und zum Glück bald überall gibt, so dass man es von seinem Reihenhaus bis zum nächsten Sperrmüllvorverkauf (wie ein Professor an meiner Uni Möbelhäuser wie Roller einmal bezeichnete) gar nimmer so weit hat und nicht länger als eine halbe Stunde unterwegs ist, bis man sich wieder ein neues Sofa, das Schnäppchen aus dem Discounter oder ein paar Pflanzen für den Garten kaufen kann. Super, oder?

Okay, die eine oder andere Prise Ironie ist mir da vermutlich in die Zeilen gerutscht, das streite ich nicht ab. Dass ich generell diesen „Mega-Malls“ und anderen Konsumtempel reichlich skeptisch bis ablehnend gegenüber stehe, dürfte ja bekannt sein, nicht zuletzt seit meinem Beitrag „Die Stadt in der Stadt – Wie Einkaufszentren Innenstädte zerstören [2]“. Dass die Landversiegelung, die durch die Zergliederung der Städte (immer mehr Menschen wollen ein eigenes Haus haben, so dass immer weitere Neubaugebiete entstehen und amerikanische Verhältnisse zur Folge haben, sprich, man alles nur noch mit dem Auto erreicht)  und die Wucherungen der Gewerbegebiete hervorgerufen wird, weder schön nich nachhaltig ist, ist auch keine neue Erkenntnis. Nun aber beginnen sich auch ernsthafte Konsequenzen für die Landwirtschaft und damit die bezahlbare Ernährung der Menschen zu ergeben, wie der Bericht des Magazins quer zeigt – „Bye Bye Bayern – Flächenfraß bedroht bayerische Natur [3]“. Dieser Landverlust könnte dazu führen, dass die industrielle Intensiv-Landwirtschaft weiter zunimmt, weil sie ja mehr Ertrag auf weniger Fläche verspricht. Schlechte Nachrichten für Ökolandbau!

Übrigens ist dies ein Beitrag, den sich zum Beispiel auch die Wachstumskritiker-Kritiker wie Albrecht Müller von den NachDenkSeiten vielleicht einmal anschauen und zu Herzen nehmen sollten, denn was Wachtumszwang konkret für Umwelt und Mensch bedeutet, wird hier sehr deutlich. Mitnichten ist permanentes Wachstum eben nur mit virtuellen oder reinen Dienstleistungen zu bewirken.

Größere Wohnflächen, neue Gewerbegebiete, zusätzliche Verkehrsverbindungen, Infrastrukturprojekte wie die 3. Startbahn des Münchner Flughafens, aber auch der Boom der bioenergetischen Anbauflächen: Der Flächenverbrauch in Bayern hat in den letzten beiden Jahren dramatische Züge angenommen, derzeit verschwindet im Freistaat die Natur in einer Größenordnung von fast 30 Fußballfeldern täglich. Politik, Bauern und Bürgermeister sind alarmiert, die Staatsregierung will mit einem Masterplan den Flächenfraß bis 2020 drastisch reduzieren.

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