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Ökoliner und andere Sprachvernebelungen

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© Mattox, stock.xchng

Vor längerer Zeit schrieb ich in meiner kleinen Serie „Werbung schadet [2]“ schon einmal über die Sprachverhunzung, die mit dem Marketing- und Werbesprech einher geht. Schlimmer aber als Sprüche, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übergehen (und damit bei jeder Verwendung in einer Unterhaltung die jeweilige Marke/das Produkt wachrufen) oder die der Sprache einfach nur durch ihre Blödheit Gewalt antun (wie viele Anglizismen), sind die Momente, in denen Unternehmen, Politiker oder andere Instanzen Sprache dazu verwenden, um Sachverhlte zu vernebeln und von den eigentlichn Problemen abzulenken. Dieses „Neusprech“ hat schon Orwell in 1984 angeprangert, es ist aber ein seit jeher gerne verwendetes Mittel, um entweder Minderheiten zu diffamieren oder eben Schwächen zu kaschieren.

In Zeiten der medialen Dauerbeschallung lassen sich solche Schönfärbereien natürlich viel schneller und effektiver streuen als ehedem – man denke nur an die „Kernenergie“, die Dank intensvier Lobbyarbeit im offiziellen Diskurs die viel härter und bedrohlicher klingende „Atomkraft“ ersetzen soll. Der Neusprech-Blog [3] befasst sich seit einer Weile mit dieser Thematik und stellt immer wieder neue Angriffe auf den gesunden Sprachverstand fest, die interessengeleitet stattfinden (der Blog lohnt sich immer!).


Auch die WDR-Sendung markt ging neulich auf diese Problematik ein – anlässlich der neuen Monstertrucks, die demnächst auch auf deutschen Autobahnen rollen sollen, und die allen Ernstes von Herstellern und Fachverbänden als „Ökoliner“ umetikettiert wurden, um zu suggerieren, dass es sich hier um eine total umweltschonende und nachhaltige Technik handelt. Man muss sich angesichts solcher Frechheiten schon fragen, für wie doof die Menschen so gehalten werden. Aber es steht zu befürchten, dass es nicht lange dauert, bis gewisse Medien wie schon damals bei der Abwrackprämie (die nach einer Weile von der Politik „Umweltprämie“ genannt wurde) sich auch dieses neuen Schwachsinnswortes bedienen, wenn sie spritfressende Mega-Lastwagen meinen. „LKW – vom Giga- zum Ökoliner [4]“:

Gerne würden Spediteure den Super-Lkw auf die Straße bringen. Mit einer Länge von 25 Metern heißt er auch „Gigaliner“ oder „Monstertruck“. Doch das klingt viel zu martialisch. Jetzt soll er als „Ökoliner“ die Widerstände in Politik und Bevölkerung überwinden.

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