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Schön durch Photoshop?

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© african_fi, stock.xchng

Auch wenn es nicht meine Art ist, Produkten in meinem Blog eine Art Forum zu bieten, muss ich heute doch mal eine Ausnahme machen und Adobes Photoshop thematisieren. Nein, nicht, weil es ein für alle (Hobby-)Grafiker mittlerweile unverzichtbar gewordenes und deshalb extrem beliebtes Programm ist, das etwa meiner Fürsprache bedürfte – das allein wäre nicht weiter der Rede wert. Aber Photoshop hat heutzutage eine Bedeutung erlangt, die über die reine Softwarebene hinaus geht – denn dieses und ähnliche Programme haben die digitale Bildbearbeitung am Computer revolutioniert und so zugänglich gemacht, dass man sie inzwischen überall findet. Vor allem im Medienbereich geht kaum mehr etwas ohne solche Tools.

Nun mag es nicht weiter dramatisch sein, wenn man Fotos so bearbeitet, dass die Farben etwas freundlicher werden oder man störende Dinge aus dem Hintergrund retouchiert. Auch die Aufschönung von Menschen ist zunächst einmal noch harmlos – wenn sie denn in Maßen und mit Augenmaß geschieht. Leider ist dies im Zuge des allgemeinen Schönheitswahns und beim Siegeszug von Hochglanzreklame, in „Lifestyle“- und Fashion-Magazinen, im auf Äußerlichkeiten fixierten Schrottfernsehen wie Germany’s Next Topmodel oder Red schon lange nicht mehr der Fall. So wird am Rechner ein abartiges Schönheitsideal entworfen, dem dann die realen Menschen nacheifern sollen. Schade, dass es in der Realität nicht ganz so einfach geht wie in der digitalen Welt – mit ein paar Mausklicks ist es nicht getan, wer „schön“ im Sinne der Makellosigkeit sein will muss hungern, an sich rumschnippeln lassen und den ganzen modischen Tinnef mitmachen, der einem von den Marketingleuten als unverzichtbar eingeredet wird.

Wie komme ich gerade jetzt darauf? Nun, Spiegel Online veröffentlichte vor einigen den interessanten Artikel „Verbot für Roberts-Werbung – Du bist zu pretty, woman [2]“, in dem es zum einen um ein Verbot einer L’Oreal-Reklame in England geht, weil diese eine extrem gephotoshoppte Julia Roberts präsentiert. Und zu anderen werden auch grundsätzlichere Gedanken zum Schönheitswahn geäußert, die mir aus der Seele sprechen:

(…) Diese Flut von künstlichen Idealbildern stößt auf Kritik. “Es ist absolut nicht egal, welche Bilder in den Medien präsentiert werden”, sagt Soziologin Waltraud Posch. Die Österreicherin befasst sich in ihren Forschungen mit Körpersoziologie und Schönheitsidealen – und hat einen beunruhigenden Trend festgestellt: “Das Ideal verengt sich immer weiter. Schlank, fit, jugendlich, strahlend – diese Kriterien werden immer wichtiger.” Die Vorgaben, was sozial erlaubt und erwünscht ist, werden immer strenger. Dies gelte nicht nur für Jugendliche, sondern genauso für Erwachsene.

Dabei spielt es laut Posch keine Rolle, dass sich viele Betrachter der Nachbearbeitung von Bildern grundsätzlich bewusst sind. Die schiere Menge der Aufnahmen, die täglich auf einen Konsumenten einprasseln, hebele diese wichtige Einordnung aus. “Wir sehen so viele Bilder, dass wir die Manipulation irgendwann nicht mehr bemerken”, so Posch. (…)

Übrigens waren die abstoßend künstlich wirkenden „Stars“ auf meiner damaligen Fernsehzeitschrift auch ein Grund für mich, das Abo zu beenden (mal abgesehen davon, dass ich solch eine Zeitschrift wegen der ganzen Reklame nicht unterstützen will und das TV-Programm auch nicht weiter von Belang ist) – siehe „Meine Kündigung der Fernsehzeitschrift [3]“.

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