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Fit für den Weltuntergang

Mein Beitrag über die ARD-Doku „Obamaland ist abgebrannt – Zustand einer Supermacht [1]“ war einer der meistangeklickten Blogpostings 2010 im Konsumpf (2011 ist es übrigens bisher „Leben ohne Geld [2]“). Vermutlich, da das Thema der Entwicklung der USA aus vielerlei Blickwinkel interessant erscheint – weil Amerika (noch) eines der tonangebenden Länder des Globus ist und als „Leitfigur“ des Westens eine Art Vorbild für viele andere Staaten Europas und in der Welt darstellt. Mit der Folge, dass eine Menge an Entwicklungen, sowohl im Guten wie auch im Schlechten, irgendwann auch zu uns rüberschwappen und man amerikanische Moden und Trends auch hierzulande zu spüren bekommt. Die Obama-Land-Doku zeigte in der Hinsicht eher Erschreckendes, ein auseinander brechendes Sozial- und Gesundheitswesen in den USA, zunehmende Armut und eine Militarisierung und Radikalisierung gewisser Kreise („tea party“). Also Entwicklungen, von denen man sich wünschen sollte, dass sie besser an einem vorübergehen.

Dass gerade in diesen Krisenzeiten, und verstärkt seit der sogenannten Wirtschafts- und Finanzkrise, auch Apokalypse-Prognosen boomen, zusammen mit einer ganzen Szene von Weltuntergangsfetischisten, ist zwar kein rein US-amerikanisches Phänomen (wie man an den ganzen deutschsprachigen Websites zum Thema „Gold bunkern“, „Maya-Kalender“ usw. sieht, die sich besonders zur Hochphase der Finanzkrise mit düsteren Prognosen und mit Aufrufen zum Einlagern von Lebensmitteln und Klopapier übertrafen), aber wie meist wird dies in den Vereinigten Staaten ganz besonders exzessiv ausgelebt. Das ZDF-Auslandsjournal berichtete in „Gewappnet für den Weltuntergang – Überlebenstraining in den USA [3]“ über diese Entwicklungen und das Geschäft mit Angst und Hysterie, von der ein ganzer Wirtschaftszweig vortrefflich lebt. Für mich ist das, was man dort sieht, genau wie für die Reporterin aus Deutschland eher befremdlich, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es genug Leute gibt, die in solchen Visionen geradezu aufgehen und aufblühen. Sehr zur Freude der geschäftstüchtigen Krisengewinnler…

Enorme Überschwemmungen durch Tsunamis, atomare Katastrophen wie in Japan und der hellste Mond seit 20 Jahren – für Apokalyptiker sind es Anzeichen für eine drohende Katastrophe: Armageddon, das Ende der Welt. Im Dezember 2012, so prophezeien es der Maya-Kalender und der umstrittene Seher Nostradamus, soll es soweit sein. Doch wie bereitet man sich auf einen Weltuntergang vor? Im Zweifelsfall bei den Experten: diejenigen, die sich für das Weltende vorbereiten. Zum Training gehören vor allem der sichere Umgang mit Waffen aller Art, das Einrichten eines sicheren Bunkers und die Versorgung mit haltbaren Lebensmitteln. Auch Gasmasken, Geigerzähler und Munition sind wichtige Utensilien im Kampf ums Überleben. Die Angst vor der Apokalypse ist typisch für Amerika. Dabei mischen sich pseudoreligiöse Endzeitszenarien mit der Angst vor realen Katastrophen. Für immer mehr Menschen in den USA ist diese Angst allgegenwärtig und so trainieren sie für den Ernstfall. Für das auslandsjournal versucht ZDF-Reporterin Julia Held die Hintergründe der Angst vor dem Weltuntergang zu verstehen und hat gleichzeitig ein paar Trainingseinheiten absolviert – man weiß ja nie.

EDIT: Ein paar ernstzunehmendere Gedanken als die Panikvisionen obiger Amerikaner darüber, „Was man braucht, wenn die Wirtschaft zusammenbricht [4]“ finden sich übrigens im Butterbloemchen-Blog.

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