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Daimler – schön in Krisengebieten profitieren

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© iosonoio, stock.xchng

Nachdem ich Anfang der Woche schon das eine oder andere kritische Wort zum Energiekonzern RWE gefunden hatte (HIER [2]) werfe ich heute mal einen prüfenden Blick auf ein anderes großes Dax-Unternehmen – nämlich Mercedes Daimler. Kennt jeder, gibt’s schon ewig, muss man eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Inwieweit überdimensionierte PS-Boliden, wie sie Daimler gerne herstellt, nun abgesehen von der mantrahaft beschworenen „Sicherung der Arbeitsplätze“ sonst noch einen positiven Effekt für Umwelt und Gesellschaft haben, will ich dabei an dieser Stelle gar nicht weiter ausdiskutieren – zu einseitig fiele mein Fazit aus. Auch die grundlegenden Nachteile von Autos und ihrer ressourcenverschlingenden Produktion, Benutzung und Verschrottung sollen ebenfalls nicht das primäre Thema sein (darüber findet man im www genug berufenere Meinungen, denke ich mal).

Schon ein wenig verdrängt hatte ich jedoch die Tatsache, dass Daimler als Hersteller nicht nur von PKW, sondern auch Nutzmaschinen und Lastwagen einen deutlich breiteren Markt bedient – und sich damit zum Teil auf dünnes Eis begibt. Klar kann man in unserem System von einem profitorientieren Unternehmen keine Moral erwarten. Vielmehr wird von den großen Konzernen jedes noch so kleine Schlupfloch genutzt, um die eigenen Produkte an den Mann zu bringen. Der folgende Beitrag der SWR-Sendung Report Mainz machte mich jedoch auf eine Tatsache aufmerksam, die schon mehr als nur grenzwertig ist – denn Daimler betrieb all die Jahre flotten Handel mit Libyens Präsidenten Gaddafi, der die Daimler-Fahrzeuge z.B. zum Transport von Panzern und ähnlichem Gerät einsetzt und nun gegen die eigene Bevölkerung richtet. Die Perversion liegt natürlich auch darin, dass der für viel Geld erworbene Daimler-Fuhrpark damit zum Waffenarsenal Libyens gehört und nun von den westlichen Alliierten wiederum mit viel Geldverpulverung vernichtet wird. So funktioniert der Kreislauf des Geldes! „Warum die Daimler AG Rüstungsgüter an Gaddafi & Co. geliefert hat [3]“:

Die Daimler AG hat noch 2010 Diktaturen mit Rüstungsgütern beliefert, die brutal gegen ihr eigenes Volks vorgehen. Darunter sind nach Angaben des Konzerns Libyen, Algerien, Ägypten und Saudi-Arabien. So transportierten vor kurzem Mercedes-Militärlaster Gaddafis Panzer nach Bengasi, um die Aufstände dort niederzuschlagen. Militärexperten sagen, die Speziallaster aus dem Werk Wörth seien für Gaddafi „unabdingbar”, um seine Panzer zu verlegen. (…)

Daimler räumte REPORT MAINZ gegenüber weitere aktuelle Rüstungslieferungen an Diktaturen ein. Alleine in 2010 lieferte der Konzern 143 genehmigungspflichtige militärische Fahrgestelle an Ägypten. Die Genehmigung dazu erteilte das BAFA im Januar, März und Oktober 2010. An Saudi-Arabien verkaufte Daimler in 2010 drei Militär-LKW, an Algerien 58 Militär-Laster im selben Jahr.

Mathias John von Amnesty International kritisierte: “Die Bundesregierung und auch die Produzenten solcher Technologie bräuchten nur einen Blick in die Menschenrechtsberichte von Amnesty International oder auch von Human Rights Watch zu werfen, um zu sehen, wie katastrophal die Menschenrechtssituation in den Empfängerländern ist. Es kann sich niemand darauf zurückziehen, er hätte das nicht gewusst.” (…)

Daimler wollte sich nicht dazu äußern, ob die Lieferungen ein Fehler waren und ob der Konzern auch in Zukunft Diktaturen mit Militärfahrzeugen beliefern werde. Auf seiner Homepage wirbt das Unternehmen: „Daimler setzt sich für die Einhaltung der Menschenrechte ein.” (…)

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