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Die BP-Öl-Katastrophe im Golf – Ein Jahr danach

Das Tragische vieler Katastrophen und Skandale, die wir nur per Medien vermittelt bekommen, weil sie weit von unserem Lebensmittelpunkt entfernt stattfinden, ist, dass sie nach wenigen Wochen durch andere Meldungen verdrängt und deshalb irgendwann in Vergessenheit geraten. So können Politiker und Konzerne nach kurzer Besinnung weitermachen wie bisher und darauf bauen, dass der normale Bürger und Konsument keine wirklichen Konsequenzen aus den Missetaten der Umweltverpester und Ausbeuter zieht.

So ist das Desaster, das der Ölkonzern BP letztes Jahr im Golf von Mexiko zu verantworten hat schon weitgehend aus dem Bewusstsein entschwunden – doch die Folgen der Ölkatastrophe daurn natürlich an. Glücklicherweise haben einige Medien den Jahrestag des Unglücks zum Anlass genommen, noch einmal genauer hinzuschauen, was seitdem passiert ist und wie sich die Region, also Natur, Tiere und auch die dort lebenden Menschen, davon erholt hat.

Der Glocalist berichtet in „BP spielt Folgen der Ölpest herunter [1]“, wie der sich gerne mit einem grünen Image schmückende Konzern tatsächlich mit dem Geschehen umgeht – schon damals war BP ja für seine schlechte Informationspolitik und ein dilettantisches Krisenmanagement harsch kritisiert worden (und war sogar Zielscheibe von Spott & Satire [2]):

Die Spuren der größten Ölkatastrophe in der US-Geschichte sind auch zwölf Monate nach der Explosion der Deepwater Horizon noch überall zu finden, wie unabhängige Untersuchungen der Umweltorganisation Greenpeace ergeben.

Verändert hat sich auch an der Haltung der Unglücksfirma BP nichts. „Vom ersten Tag an versuchten BP und die US-Regierung das Ausmaß des wohl schwärzesten Tages für den Golf von Mexiko herunterzuspielen und das setzen sie erfolgreich bis heute fort. Statt aus diesem verheerenden Unglück zu lernen, darf BP ein Jahr danach im Golf von Mexiko wieder nach Öl bohren“, kritisiert Greenpeace-Energiesprecher Jurrien Westerhof.

„Die Schamlosigkeit der Ölindustrie zeigt sich am deutlichsten bei Transocean, der Betreiberfirma der Bohrplattform ‚Deepwater Horizon’. Das Topmanagement wurde 2010 mit einer Bonuszahlung bedacht, da dieses Jahr groteskerweise das erfolgreichste der Firmengeschichte war, was die Einhaltung der Sicherheitsstandards betrifft“, zeigt Westerhof auf. (…)

(…) Die Untersuchungen zeigten, dass vor allem in der Tiefsee das Öl wegen der Dunkelheit, den niedrigen Temperaturen und dem hohen Druck nur sehr langsam abgebaut wird. Im Plankton und auch an den Stränden rund um den Golf von Mexiko findet man nach wie vor Ölrückstände. Immer noch werden verendete Meeresbewohner angeschwemmt. Insgesamt wurden bisher über 6.000 tote Vögel, rund 700 verendete Schildkröten sowie mehr als 100 gestrandete Wale und Delfine gezählt. Diese offiziellen Angaben liegen jedoch weit unter der tatsächlichen Opferzahl. Viele Meerestiere sterben auf offener See und werden nie gefunden. (…)

Auch die NZZ schreibt über „Die nur scheinbar bewältigte Katastrophe [3]“:

(…) Doch die scheinbar so gut bewältigte Katastrophe ist nur ein oberflächlicher Eindruck. Sowohl die Natur zu Land und in der Tiefsee als auch die Menschen an den Golfküsten leiden an den Spätfolgen der gewaltigen Umweltverschmutzung. Die Aussagen amerikanischer Wissenschafter über die Menge des tatsächlich schon von Mikroben abgebauten Öls sind widersprüchlich. Bedenklich sind Berichte über Hunderte von toten Delphinen. (…)

Und Der Freitag lässt in „Öl: Vernebelte Tiefe [4]“ die amerikanische Forscherin Samantha Joye der Sache im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund gehen:

(…) Denn was Joye aus ihrem U-Boot erkennt, sieht anders aus. Als sie im Dezember abtauchte, sechzehn Kilometer vom Bohrloch entfernt, landete ihr Fahrzeug auf einem Meeresgrund, der vier Zentimeter dick mit dunkelbraunem Schmodder bedeckt war. Fette Schlickschwaden waren über die Korallen drapiert wie Spinnennetze in einem seit Langem verlassenen Haus. Die wenigen Geschöpfe, die noch am Leben waren – einige Krabben zum Beispiel –, hatten nicht einmal die Kraft zu fliehen. „Normalerweise rennen sie einfach davon, wenn man sich ihnen nähert“, sagt sie. „Aber dieses Mal rannten sie nicht, sondern saßen einfach nur da, benebelt und betäubt. Sie haben sich definitiv nicht normal verhalten.“ Was schließt sie daraus? „Ich halte es für möglich, dass 50 Prozent des Öls immer noch da draußen herumschwimmen.“ (…)

Das kritische Videoportal Nokturnal Times geht in „Ein Jahr nach BP-Öl-Katastrophe: Menschen leider nach wie vor schwer [5]“ wiederum den Folgen der damaligen Ölplattformhavarie Deepwater Horizon nach und verweist zudem auf einen Fernsehbeitrag aus der ARD, der die Vorwürfe mit weiteren Bildern erhärtet.

Eins ist klar – die Jagd nach den letzten Ölreserven birgt immense Risiken für Mensch & Tier und wird auch in Zukunft kaum vollständig beherrschbar sein. Von Greenpeace gibt es auch noch ein kleines YouTube-Filmchen zum Thema – „Lassen wir das Ölzeitalter hinter uns!“:


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