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Die Auswirkungen des Billigwahns auf die Lebensmittelqualität

Kennt Ihr das auch? Irgendwie schmecken Obst und Gemüse nicht mehr so intensiv und natürlich wie dies noch vor, sagen wir mal, 10 Jahren der Fall war. Selbst Bioware hat nicht selten nur einen recht faden Geschmack, und falls man dann doch mal auf Weintrauben oder Paprika stößt, die die Geschmacksknospen zum Jubilieren bringen, ist das eher eine Ausnahme als die Regel. Lange Zeit dachte ich, dass ich vielleicht nur besonders nostalgisch veranlagt bin oder im Laufe der Zeit das Geschmacksempfinden einfach nachlässt. Aber nachdem ich mittlerweile mehrere Menschen in meinem Bekanntenkreis habe, die meine Beobachtung bestätigen, scheint doch etwas dran zu sein.

Der Verdacht, dass der Billigwahn auf dem deutschen Markt nicht nur die Preise, sondern auch die Qualität abgesenkt hat, ist so besonders abwegig nicht, sondern sollte jedem, der kurz mal zum Nachdenken innehält, klar sein. Auch die WDR-Sendung markt berichtete unlängst über die Entwicklung der Lebensmittelpreise in Deutschland (u.a. auch vor dem Hintergrund des Booms der „Bio“kraftstoffe, über die vorgestern schon berichtete). Der Beitrag „Lebensmittel: Galoppierende Preise [1]“ ist eigentlich nur mittelspannend, enthält aber vor allem ein sehr bemerkenswertes Zitat:

(…) Und das hat am Ende auch Auswirkungen auf die Qualität, insbesondere bei importierten Lebensmitteln, wie Professor Horst erklärt: „Wir werden manchmal von ausländischen Unternehmen angesprochen auf die Preissituation im deutschen Markt. Und da wird uns gesagt: Wir liefern nicht mehr nach Deutschland, wir kriegen unsere Preise nicht. Aus Italien waren es die Tomaten. Da wurde mir gesagt: Die erste Qualität liefern wir nicht nach Deutschland, die zweite auch nicht, aber die dritte.“ (…)

Anders formuliert: in seinem Wahn, immer für alles möglichst wenig auszugeben, zerstört sich der deutsche Vebraucher die Basis gesunder und schmackhafter Ernährung. Wir dürfen uns also bei Aldi, Lidl & Co. dafür bedanken, dass der durch sie ausgelöste Preiskrieg, in den die anderen Supermarktketten genauso eingestiegen sind, das Niveau der Nahrung auf breiter Front absenkt! Ähnliches hatte auch schon mal Franz Kotteder in seinem Buch „Die Billig-Lüge – die Tricks und Machenschaften der Discounter [2]“ angemerkt – ein Grund, weshalb Discounterware bei Tests nicht selten ganz ordentlich abschneidet, sei, dass die Qualität generell nach unten gegangen sei und somit der Vergleichsrahmen bei den Tests auch tiefer gehängt wurde. Eine negative Entwicklung, die natürlich dadurch noch befeuert wird, dass die Einkommensschere in diesem Land weiter auseinanderdriftet und somit immer mehr Leute mit immer weniger Geld auskommen müssen…


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