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Wie die Banken den Euro verspielen und sich ihre Gesetze selber schreiben

Die Finanzkrise, wisst Ihr noch? Ein Gespenst ging um in der Welt. Düstere Prognosen machten die Runde, manche Mainstream- wie Indiemedien überschlugen sich geradezu darin, die Zukunft in den apokalyptischsten Farben zu malen (ich erinnere an die Prognose des LEAP [1], dass die USA im Sommer 2009 Staatsbankrott anmelden müssten); auch in meinem Blog habe ich 2008/2009 so manch unerfreulichen Ausblick gegeben (wer mag, kann sich ja mal durch’s Archiv klicken). Scheinbar ist, zumindest in Deutschland, das Schlimmste ausgeblieben – das öffentliche Leben funktioniert immer noch, wir haben Strom, Internet und fließend Wasser und auch die Supermarktregale sind nicht verwaist. Ist das nicht toll? Ein echtes Wunder, Ergebnis einer umsichtigen Politik und emsiger Arbeiter?

Naja… wenn man bedenkt, dass die Staaten weltweit die Finanzmärkte und andere Wirtschaftsunternehmen mit Aberhunderten von Milliarden von Euro geflutet haben, ist das, was jetzt die Presse zu einem kleinen Wirtschaftswunder hochstilisieren will, nichts Überraschendes. Umso überraschender dürfte dann für viele, die den offiziellen Verlautbarungen Glauben schenken, wiederum die nächste Krise werden, die, und da muss man kein Prophet sein, mit ziemlicher Sicherheit kommen wird. Denn natürlich sind all die Probleme, die „damals“ zu der Finanz- und Wirtschaftskrise führten, nicht gelöst worden – sie wurden nur zugdeckt und in die Zukunft verschoben. Das Leben auf Pump, das Schöpfen von Unmengen von Geld und das hemmungslose Zocken an den Finanzmärkten geht weiter als wäre nie etwas gewesen. Ja, die Banken gehen letztlich sogar gestärkt aus jeder Krise hervor, weil sie jedesmal mit dem Geld der Steuerzahler rausgepaukt werden, wenn es mal eng wird. Ein Erfolg für die Lobbyisten und Strippenzieher des Finanzwesens, Chapeau!

Die Sendung quer im Bayerischen Fernsehen befasste sich letzte Woche gleich in zwei Beiträgen mit der alles andere als rosigen Lage, die unter Jubelmeldungen der Art „unter 3 Mio. Arbeitslose“ aus den Augen mancher Leute geraten ist. In „Irland-Krise – wie die Banken den Euro verspielen [2]“ wird kurz und knapp aufgezeigt, wie die Banken auch an dieser Krise, die sie mitverschuldet haben, ordentlich verdienen – zu unser aller Lasten.

Bis zu 85 Milliarden Euro braucht der Pleitestaat Irland von der EU und dem Internationalen Währungsfond. Im schlimmsten Fall müsste Deutschland für ein Viertel der Finanzhilfen haften. Trotzdem pochen deutsche Banker auf schnelle Hilfe und beschwören die europäische Einheit. Kein Wunder, schließlich sind sie zweitgrößter Gläubiger Irlands und haben eine Menge zu verlieren. Finanzexperten kritisieren nun, dass einmal mehr die Europäische Union den Banken aus dem Schlamassel helfen soll – mit dem Geld der Steuerzahler.

In der selben Sendung wird auch Wirtschafftsprofessor Max Otte interviewt – „Es ist natürlich ein Skandal [3]“, so kommentiert er das Vorgehen der Banken und das Kuschen der Politik:

Max Otte ist Professor für Betriebswirtschaft an der Fachhochschule in Worms. Den Börsencrash von 2008 hatte er schon 2006 vorhergesagt. Über Lobby und Juristen, meint er, schreiben sich die Banken den größten Teil ihrer Gesetze selbst.

Dazu passt auch die aktuelle Meldung des Handelsblatts „Wikileaks will US-Großbank bloßstellen [4]“:

Gründer der Internet-Plattform Wikileaks, Julian Assange, hat in einem Interview angekündigt, als nächstes die Wirtschaft ins Visier nehmen zu wollen. Nach der Veröffentlichung von US-Regierungsdokumenten solle Anfang nächsten Jahres eine amerikanische Großbank das nächste Ziel werden, sagte der Australier in einem Interview des US-Magazins „Forbes“, das am Dienstag online veröffentlicht wurde.Dabei gehe es um Zehntausende interner Dokumente der Finanzinstitution, schreibt das Magazin. Die Offenlegung des Materials eröffne „wahre und repräsentative Einsichten, wie sich Banken auf der Managementebene verhalten“, sagte Assange weiter. Die Folge dürften „vermutlich Untersuchungen und Reformen sein“. „Forbes“ schreibt, die Veröffentlichung ermögliche jedem Kunden, Konkurrenten und den Regulierungsbehörden den Blick auf die Geheimnisse der betroffenen Bank. (…)

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