Jul
24
2013
3

Werbung: einige volkswirtschaftliche und soziale Auswirkungen, Teil 2/2

Dies ist der zweite Teil des Artikels „Werbung: Einige volkswirtschaftliche und soziale Auswirkungen“ von Prof. Dr. Christian Kreiß der Hochschule Aalen. Den ersten Teil findet Ihr HIER.

————–

V. Werbung und Medien
Haupteinnahmequelle der privaten Fernseh- und Rundfunksender sind Werbeeinnahmen. (vgl. Geschäftsbericht Pro7Sat.1 Group für 2011, S.162: Von Gesamteinnahmen in Höhe von etwa 2,75 Mrd. Euro entfielen 85,7% bzw. etwa 2,35 Mrd. Euro auf direkte Werbeeinnahmen, die verbleibenden 14,3% bzw. knapp 0,4 Mrd. Euro im Wesentlichen auf indirekte Werbeeinnahmen wie Vermarktung von Rechten, Distributionsvereinbarungen, Telefonmehrwertdiensten und Verkäufen von Programmrechten) Aber nicht nur die privat- und zu einem guten Teil auch die öffentlich-rechtliche Fernseh- und Rundfunklandschaft, sondern auch ein großer Teil der Presse ist stark von Werbeeinnahmen abhängig. Im Durchschnitt der deutschen Zeitungen wurden 2008 etwa „zwei Drittel der Umsätze […] mit Anzeigen und Werbung und ein Drittel mit dem Verkauf erzielt“. (Bundesverband deutscher Zeitungsverleger, 27.8.2009: Bei Gesamteinnahmen der deutschen Tageszeitungen von 9,09 Mrd. Euro 2008 betrug allein der Werbeumsatz 4,37 Mrd. Euro.) Welche Folgen hat dies für die berichteten Inhalte?

In den 1980er Jahren gab es bei einem seinerzeit kleineren Pharmaproduzenten in München einen umweltschädlichen Vorfall, der Greenpeace München bekannt wurde. Als Greenpeace München sich daraufhin an eine große Tageszeitung wandte mit der Bitte um Berichterstattung erhielt es die Antwort, der Pharmaproduzent sei ein wichtiger Anzeigenkunde, man wolle von einer Berichterstattung Abstand nehmen. (Der Autor war seinerzeit aktives Mitglied bei Greenpeace München und hat diesen Vorfall selbst miterlebt.)

Durch die Abhängigkeit fast aller Medien von Werbe- und Anzeigeneinnahmen ist eine kritische Berichterstattung über die Werbekunden nicht zu erwarten, da sich die Medien sonst von ihren wichtigsten Geldgebern abschneiden würden. Man kann daher davon ausgehen, dass bei einem maßgeblichen Teil der deutschen (und internationalen) Medien auf bestimmten Gebieten einseitige Berichterstattung stattfindet: Halb-, Dreiviertel- oder Neunzehntel- Wahrheiten zu Gunsten der Industrie bzw. der Werbe- und Anzeigengeldgeber. Negative Aspekte oder tiefer gehende Kritik an den Werbekunden werden auf Grund der ökonomischen Abhängigkeitsverhältnisse häufig stillschweigend übergangen.

Laut einer Studie der Marquette University, Wisconsin gaben 90 aller befragten Nachrichtenjournalisten an, bereits mindestens einmal Druck seitens Werbekunden auf redaktionelle Inhalte erlebt zu haben. Mehr als ein Drittel sei einmal eingeknickt. (Vgl. Lasn, S.48)

Am 8.6.2013 berichtete die „Süddeutsche Zeitung“, dass der geschichtsträchtige Platz „Sol“ in Madrid umbenannt wurde in „Vodafone Sol“, weil Vodafone bereit war, hierfür 3 Mio. Euro zu bezahlen. Dies habe zu erheblichem Unmut in der spanischen Bevölkerung geführt, Madrids Herz sei nun verkauft worden. Unter der Überschrift „Zeitungen schweigen aus Angst“ führt die Süddeutsche Zeitung aus: „Die beiden großen Zeitungen El País und El Mundo haben die beispiellose Neuerung nicht kommentiert, geschweige denn bejubelt. Redakteure geben hinter vorgehaltener Hand zu verstehen, dass ihnen die Umbenennung überaus peinlich ist. Doch andererseits ist Vodafone ein potenter Anzeigenkunde, den man angesichts der finanziellen Schieflage der Verlage nicht vergrätzen dürfe.“

VI. Werbung und Gesundheit

Süßigkeitenwerbung für Kinder
Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft arbeitet in einer 29 Seiten umfassenden Broschüre heraus, dass Werbung nicht schuld an Übergewicht oder Fehlernährung von Kindern sei und dass statt gesetzlicher Werbeeinschränkungen Selbstverantwortung der Werbetreibenden der bessere Weg sei. Dies wird an Hand mehrerer wissenschaftlicher Studien belegt. (Vgl. ZAW, Kinder/ Werbung/ Ernährung) Auch sei der Einfluss von Werbung auf das Leben von Kindern allgemein stark überschätzt. (Vgl. ebd., S.12)

Unabhängige Untersuchungen wie beispielweise von foodwatch oder der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) kommen jedoch zu entgegengesetzten Resultaten (So lautet eine Überschrift im Foodwatch Report 2012: „Werbung und Marketing für Kinderlebensmittel – Wie die Lebensmittelkonzerne Kinder verführen, Eltern manipulieren und Familien belästigen“ Foodwatch Report, S. 29; Vgl. DGKJ 2010): Fernsehwerbung für Kinder funktioniere und führe zu Fehlernährung und Übergewicht; Firmen und Hersteller sprächen daher immer jüngere Altersgruppen an (auch 2- bis 5-Jährige), um das Essverhalten frühzeitig zu prägen; Werbung preise nicht das frische Obst, sondern Produkte, die kaum wertvolle Inhaltsstoffe, sondern viel zu viel Zucker, Fett und Salz enthielten. (Auf bei Kindern besonders beliebten Kanälen (MTV Pro7, Nickelodeon) fand sich 2010 ein Anteil von rund 98% ungesunder Produkte unter den beworbenen Lebensmitteln… „TV- Werbung für zweifelsfrei unbedenkliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse sei mit einem Anteil von 1% „praktisch unsichtbar“, so Children Now.“ Foodwatch Report 2012, S.37.) Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) bezieht sich hierbei auf über 200 Erhebungen und Studien weltweit und setzt sich für ein Werbeverbot für Kinder unter zwölf Jahren wie in Norwegen und Schweden ein. Die Aussagen der DGKJ werden in der Broschüre des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft nicht erwähnt.
Grundsätzlich stellt sich die Frage: Wenn Werbung wirklich so wenig Einfluss hat, wie der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft sagt: Weshalb umwerben dann die Hersteller von Süßigkeiten so stark und immer mehr gerade die Zielgrupe kleiner Kinder? (Vgl. DGKJ 2010: ein fernsehendes Kind sieht pro Jahr 20.000 bis 40.000 Werbespots. „Gut die Hälfte aller Spots vermarkten Süßwaren, Limonaden und Knabberartikel“. „Wir beobachten sogar die Tendenz, dass die Firmen und Hersteller immer jüngere Altersgruppen ansprechen.“ (Prof. Dr. Berthold Koletzko, Leiter der Ernährungskommission der DGKJ)) Warum entfällt dann der größte Teil der Werbeaufwendungen im Lebensmittelbereich, 23%, gerade auf die besonders ungesunden Süßwaren? (ZAW 2011, S.208)

Werbung und Pharmaindustrie
Die großen Pharmakonzerne geben weltweit deutlich mehr Geld für Werbung aus als für Forschung und Entwicklung. (Vgl. Angell, Der Pharma- Bluff, S. 37f) Auch die Gewinne der großen Pharmahersteller übersteigen die Ausgaben für Forschung Entwicklung bei weitem. Dennoch versucht die Branche nach Aussage der renommierten Ärztin und Journalistin Marcia Angell (Marcia Angell, Ärztin für innere Medizin und Pathologie war „Chefredakteurin des New England Journal of Medicin, der bedeutendsten medizinischen Fachzeitschrift der Welt“, Angell, S.2 ) durch geschickte Werbung gerade die gegenteilige Ansicht zu verbreiten: Dass die hohen Arzneimittelpreise an den hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung lägen. (Vgl. Angell, S.59ff.) Die hohen Werbebudgets der Branche, die diese Ansicht verbreitet, führen zu einer Fehlwahrnehmung in der Öffentlichkeit. Statt die reichlich zur Verfügung stehenden Gelder für die Erforschung wirklich innovativer Medikamente einzusetzen, wird ein großer Teil des Geldes laut Angell stattdessen für Marketing verwendet. Statt guter neuer Medikamente bzw. statt Gesundheit erhalten wir Verbraucher bunte Bilder und Werbespots über Gesundheit. Eine tragische Fehlverwendung von Ressourcen. (Vgl. Angell, S.72ff.)

In Deutschland führten gezielt Sorge hervorrufende Werbemaßnahmen der Pharmaindustrie mit der Absicht, Eltern zum vermehrten Impfen ihrer Kinder zu bringen dazu, dass Eltern die Gefahren von Zeckenbissen auf einer Skala der Wichtigkeit auf Rang 2, von Menengitis (Gehirnhautentzündung) auf Rang 4, von Kinderkrankheiten auf Rang 6 und von Hepatitis auf Rang 7 setzten – Risiken, die bei den Werbemaßnahmen eine große Rolle spielen. (Vgl. Hirte S.22. Hirte bezieht sich hierbei auf eine Studie des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit von 2005.) Dagegen gaben Experten, im Wesentlichen Ärzte, „den entsprechenden Risiken lediglich die Ränge 19, 20, 29 und 36 auf der Risikoskala.“ Diese interessante Beeinflussung der Wahrnehmung in der Bevölkerung zeigt anschaulich, wie Werbung die Meinung in die gewünschte Richtung lenken kann – zum Wohle der Pharmaindustrie. Die möglichen nachteiligen Folgen des Impfens für Kinder wie Allergien, rheumatischen Erkrankungen und Abwehrschwäche werden hingegen in der Regel kaum erwähnt. (Vgl. Hirte S.85 und 88)

VII. Politische Folgerungen

Wie in obigen Ausführungen aufgezeigt, hat Werbung diverse nachteilige Folgen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen. Entsprechend hätte eine Reduzierung von Werbung positive wirtschaftliche und soziale Auswirkungen.

Ein Weg in diese Richtung könnte die Einführung von Werbeeinschränkungen für diverse Branchen nach skandinavischem Vorbild sein. (Dies fordern viele unabhängige Fachleute dezidiert für Kinderwerbung: „Der Frankfurter Zukunftsrat setzt sich aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse, Daten und Fakten für ein Verbot von an Kinder gerichteter TV- Werbung für ungesunde Lebensmittel ein, wie es in ähnlicher Weise auch von medizinischen Fachgesellschaften gefordert wird.“ Foodwatch Report, S. 45) Selbstverständlich sollte nicht sämtliche Werbung davon betroffen sein, da es auch gute Hinweise auf sinnvolle Dinge gibt, etwa für sozial, ökologisch oder kulturell förderliche Produkte.

Besser als Verbote wäre unter marktwirtschaftlichen Aspekten vermutlich ein Einwirken auf die ökonomischen Anreizstrukturen. So könnte man einen erhöhten Mehrwertsteuersatz auf alle Werbeaktivitäten von anfangs etwa 25% einführen, der in einem angekündigten Stufenplan Jahr für Jahr erhöht wird. Diese allmähliche Verteuerung der Werbung würde dazu führen, dass sie langsam, aber sicher reduziert würde. Das hätte den Vorteil, dass die Werbebranche viel Zeit hätte, ihre Aktivitäten systematisch und sozialverträglich abzubauen.
Durch den allmählichen Abbau der unseren realen Wohlstand vermindernden Werbeaktivitäten würden viele Produkte und Dienstleistungen für uns Konsumenten langsam billiger, die Reallöhne würden steigen und Lebensstandard sowie Lebensqualität in unserem Land würden sich erhöhen.

Literatur

  • Angell, Marcia, Der Pharma- Bluff Wie innovativ die Pillenindustrie wirklich ist, Bonn/ Bad Homburg 2005
  • Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (Hg.), Agnes Pasquay, Zur Lage der Zeitungen in Deutschland 2009, 27.8.2009, www.bzdv.de
  • Bundesverband der freien Berufe (BFB), Werbung in den freien Berufen, Berlin 20.1.2005
  • Danoritzer, Cosima, Kaufen für die Müllhalde, Dokumentationsfilm, arte, 2011 Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), Werbung schauen macht Kinder dick. Kinderärzte fordern Werbebeschränkungen, Berlin, 20. Okt. 2010
  • Die Welt in Zahlen 2012, brand eins Verlag, Hamburg 2011
  • Foodwatch Report 2012, Kinder kaufen Wie die Lebensmittelindustrie Kinder zum falschen Ernährung verführt, Eltern täuscht und die Verantwortung abschiebt, Berlin Februar 2012
  • Greenpeace Magazin, Hamburg 4/ 2010
  • Hirsch, Fred, Social Limits to Growth, London 2005
  • Hirte, Martin, Impfen Pro und Contra Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung, München, 2. Auflage 2008
  • Homburg, Christian und Krohmer, Harley, Marketingmanagement Strategie – Instrumente – Umsetzung – Unternehmensführung, Gabler- Verlag, Wiesbaden, 2. Auflage 2006
  • Kirsch, Guy, Neue Politische Ökonomie, Stuttgart, 5. Auflage, 2004
  • Lasn, Kalle, Culture Jamming – Das Manifest der Anti-Werbung, orange press, Mailand, o.D., deutsche Ersterscheinung 2005, englischsprachige Originalausgabe 1999
  • Lindstrom, Martin, Buy-ology Warum wir kaufen, was wir kaufen, Frankfurt 2009
  • Lorenz, Konrad, Das sogenannte Böse Zur Naturgeschichte der Aggression, München, 11. Auflage 1984
  • Mueller, Dennis C., Public Choice III, New York 2008
  • Pro7Sat.1 Group, Geschäftsbericht 2011
  • Reischauer, Claudia, Vermarkten für den Müll?, in: Absatzwirtschaft, Verlagsgruppe Handelsblatt, Düsseldorf 12/2011, S. 18–25
  • Reuß, Jürgen, Dannoritzer, Cosima,
  • Schridde, Stefan und Kreiß, Christian (unter Mitarbeit von Winzer, Janis) (2013), Geplante Obsoleszenz, Entstehungsursachen, Konkrete Beispiele, Schadensfolgen, Handlungsprogramm, Gutachten im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Berlin 20.3.2013
  • Slade, Giles, Made to Break – Technology and Osolescence in America, Cambridge und London 2007
  • Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft ZAW, Werbung in Deutschland 2011, Berlin, April 2011
  • Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft ZAW, Kinder/Werbung/Ernährung Fakten zum gesellschaftlichen Diskurs, Berlin Oktober 2010

Zusammenfassung:
Der vorliegende Aufsatz zeigt auf, welche negativen Auswirkungen Werbung auf verschiedene gesellschaftliche Gebiete hat: Sie führt zu Fehlverwendung von Ressourcen, desinformiert, fördert geplante Obsoleszenz, vermindert die Pressefreiheit, macht unsere Kinder krank und führt zu höheren Medikamentenpreisen. Der Autor empfiehlt als politische Gegenmaßnahmen Werbeeinschränkungen und einen erhöhten Mehrwertsteuersatz auf Werbung.

Angaben zum Autor:
Der Autor studierte Volkswirtschaftslehre und promovierte in München über die Große Depression 1929 bis 1932. Nach neun Jahren Berufstätigkeit als Bankier in verschiedenen Geschäftsbanken, davon sieben Jahre als Investmentbanker, unterrichtet er seit 2002 als Professor an der Hochschule Aalen Finanzierung und Wirtschaftspolitik. 2004 und 2006 hielt er an der University of Maine, USA, Master of Business Administration (MBA)- Vorlesungen über investment banking. Zahlreiche Veröffentlichungen, Vorträge, Rundfunk- und Fernsehinterviews zur aktuellen Finanzkrise, geplantem Verschleiß und Wegen in eine menschengerechte Wirtschaft.

Homepage: www.menschengerechtewirtschaft.de.

Adresse:
Hochschule für Wirtschaft und Technik Aalen
Beethovenstr. 1 73430 Aalen

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Jul
23
2013
2

Werbung: einige volkswirtschaftliche und soziale Auswirkungen, Teil 1/2

Ich freue mich, Euch heute mal wieder einen Gastbeitrag anbieten zu können, der auch genau zum Thema meines Blogs passt, da er sich mit den mannigfaltigen negativen Folgen der Reklame auf unser Leben beschäftigt – etwas, das mich bekanntlich auch seit jeher umtreibt. Der Artikel stammt von Prof. Dr. Christian Kreiß von der Hochschule Aalen, der auch Autor des gerade erschienen Buches „Profitwahn – Warum sich eine menschengerechtere Wirtschaft lohnt“ (Tectum Verlag) ist.

————-

Werbung: Einige volkswirtschaftliche und soziale Auswirkungen
Von Prof. Dr. Christian Kreiß, Hochschule Aalen

I. Werbung und Fehlallokation von Ressourcen
Angenommen, Robinson Crusoe würde mit vier weiteren Leidensgenossen auf eine einsame Insel verschlagen. Er selbst übernehme das Angeln, ein anderer das Herstellen von Kleidung und Schuhen, der Dritte bestelle die Felder und der Vierte sorge für Hausbau und Haushalt. Der Fünfte übernähme die Aufgabe, für jeden der vier anderen bei den jeweils drei anderen Marketing und Werbung zu machen. Wie viel trägt der Fünfte zum Wohle aller bei?

Der bekannte Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz schildert ähnliche Prozesse für das Tierreich. Bei einer bestimmten Fasan-Art (vgl. Lorenz, S.46f.) ist es für einzelne Männchen rational, immer größere und längere Federn zu bekommen, weil sie dann leichter Weibchen finden. Dieser Selektionsprozess führt dazu, dass diejenigen Männchen mit den größten und längsten Federn die meisten Nachkommen erhalten. Über viele Generationen wird dadurch bewirkt, dass die Männchen kaum mehr fliegen können und dadurch viel leichter Raubtieren zum Opfer fallen, so dass diese Entwicklung zur Gefahr der Vernichtung der Fasan- Art führt. Derartige artschädigende Selektionsprozesse diagnostiziert Konrad Lorenz für eine ganze Reihe von Tierarten und kommt zu dem Schluss: „Die Evolution des Argusfasans hat sich nun einmal in eine Sackgasse verrannt, die darin besteht, dass die Männer in Bezug auf möglichst große Armschwingen miteinander konkurrieren, mit anderen Worten, die Tiere dieser Art werden niemals die vernünftige Lösung finden und „beschließen“, diesen Unsinn hinfort sein zu lassen.“ (Lorenz, S.47)

Das Phänomen „Werbung“ könnte einen solchen kollektiven „Unsinn“ darstellen, ein Immer- Größer-Werden von Tätigkeiten, die unser aller Leben unnötig verteuern und wo möglicherweise ein kollektiver Beschluss rational wäre, diese Tätigkeiten hinfort zu reduzieren. Diese Fragestellung ist Gegenstand der folgenden Ausführungen.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung: In Deutschland gibt es bestimmte Berufszweige, für die deutliche Werbeeinschränkungen gelten, z.B. Heilberufe wie Ärzte, Tierärzte, Therapeuten, für Rechtsanwälte, Steuerberater oder Architekten. (Lorenz, S.47) Was würde geschehen, wenn diese Werbeeinschränkungen aufgehoben oder gelockert würden? Für einzelne, zum Beispiel neu in den Markt eintretende Tierärzte, Rechtsanwälte oder Architekten wäre es individuell rational, zu werben. Sie würden mit Werbung beginnen. Einige der etablierten Konkurrenten müssten aus Sorge vor Marktanteilsverlusten nachziehen und so dürften die Werbeausgaben in diesen Branchen, gemessen am heutigen geringen Werbebudget, deutlich ansteigen.

Was wären die Folgen für die Allgemeinheit?
1. Durch die gestiegenen Werbeausgaben werden die Heilerfolge, die Rechts- oder Steuerberatung und die Architekturleistungen vermutlich nicht besser.
2. Wer zahlt die zusätzlichen Werbeausgaben? Die erhöhten Werbeausgaben werden auf die einzelnen erbrachten Leistungen umgelegt: Arztrechnungen, Architekturhonorare, Anwaltsgebühren würden teurer, da der einzelne Arzt, Architekt oder Anwalt die gestiegenen Werbeausgaben auf den von ihm verlangten Preis aufschlagen muss. Statt Heil- und Architektenleistungen erhalten wir für unser Geld Bilder und flotte Sprüche über Heil- und Architektenleistungen. Dabei stellt sich die Frage: Wollen wir wirklich lieber Bilder von Leistungen statt die Leistungen selbst?

Im Ergebnis würde das Leben bei Deregulierung der bestehenden Werbeeinschränkungen für fast alle Bürger teurer, da Arztbesuche, Hausbauten und Anwaltsleistungen teurer, aber nicht besser würden. Es entstünde ein realer Nachteil für die Menschen, da sie nun weniger von ihrem Einkommen für andere Zwecke zur Verfügung haben. Ein Teil ihres Budgets würde in die Werbebranche umgelenkt. Eine Aufhebung oder Einschränkung des Werbeverbotes für diese Branchen wäre kollektiv irrational, auch wenn es individuell für einzelne Ärzte, Anwälte und Architekten sowie für die Werbebranche rational wäre.

In der Ökonomie spricht man in diesem Zusammenhang vom so genannten “Prisoner‘s Dilemma“ und man behandelt solche Ansätze im Rahmen der „Public Choice“- bzw. der Spieltheorie. (Vgl. Kirsch, S. 176 ff. oder Mueller, S. 498-500)

Das Grundproblem ist das Folgende: Obwohl jeder einzelne (Markt-) Teilnehmer sich vernünftig und rational entscheidet, kommt für die Allgemeinheit ein unvernünftiges Ergebnis heraus. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist ein Theater- oder Konzertbesuch: Für einen einzelnen Besucher kann es rational sein, aufzustehen, um besser zu sehen, z. B. wenn ein großer Mensch vor ihm sitzt. Dann muss der hinter ihm Sitzende ebenfalls aufstehen, weil er sonst fast nichts mehr sieht. Solche Prozesse können dazu führen, dass am Schluss alle Besucher stehen statt zu sitzen. (Vgl. Hirsch, S.5: „If everyone stands on tiptoe, no one sees better“) Für jeden einzelnen war es rational aufzustehen, für alle gemeinsam ist es nachteilig. In dem Maße, in dem in der Ökonomie oder allgemein im gesellschaftlichen Leben solche Prozesse stattfinden, finden kollektive Fehlentscheidungen statt.

Auf Werbung bezogen ist es für jedes einzelne Unternehmen nicht nur rational, sondern oft sogar überlebenswichtig, Werbung zu treiben. Wenn z.B. ein großer Automobilhersteller plötzlich alle Werbung einstellen würde, dürften deutliche Marktanteilsverluste mit entsprechendem Gewinnrückgang, wenn nicht Verlusten die Folge sein, die möglicherweise für das Unternehmen existenzbedrohend sein könnten.

Um welche beeindruckende Flut von Tätigkeiten es sich dabei handelt, kann man an folgenden Zahlen ablesen, die einer der international führenden Werbeexperten, Martin Lindstrom, anführt: „Mit 66 Jahren werden die meisten von uns rund zwei Millionen Fernsehspots gesehen haben. Umgerechnet bedeutet das acht Stunden Werbung täglich an sieben Tagen in der Woche und das ganze sechs Jahre lang.“ (Lindstrom, S. 47)

Ende 2010 waren in der Werbebranche Deutschlands 549–499 Personen beschäftigt, davon 187.055 im Kernbereich der Werbewirtschaft (Werbegestaltung, Auftraggeber von Werbung, Werbemittel- Verbreitung) und 362.444 Personen in den Zulieferbetrieben wie Druckindustrie und Papierwirtschaft sowie im Telefon- Marketing. (ZAW 2011, S. 86)

Zu diesen etwa 550.000 Menschen muss man hinzurechnen diejenigen Beschäftigten, die in ihren Unternehmen für Marketing zuständig sind, also z.B. alle Mitarbeiter bei Konzernen, die sich mit Werbung und Marketing beschäftigen. Es ist sehr schwierig, hierfür verlässliche Zahlen herauszufinden. Man kann sicherlich mit mehreren Millionen Beschäftigten in Deutschland rechnen, die sich überwiegend mit Werbung und Marketing auseinandersetzen.

II. Werbung und Information
Wie viel Information enthält Werbung? Ein häufig zu Gunsten der Werbung gehörtes Vorurteil lautet, Werbung informiere. (So argumentiert z.B. der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft: „Denn der mündige Bürger hat ein Recht auf Information zu Produkten“, ZAW 2011, S.201)  Welche Information würde man erwarten, wenn man sich z.B über ein Erfrischungsgetränk informieren möchte? Vermutlich Hinweise auf den Preis, Zucker-, Kalorien-, Koffeingehalt, Additive, Auswirkungen auf Wohlbefinden bzw. Gesundheit, z.B. Diabetes- oder Übergewichtsgefahr, etc. Nun versuche man, sich einen Werbespot großer Erfrischungsgetränkehersteller vor Augen zu führen. Wie viele Antworten auf informative Fragen sind darin enthalten?

Einschlägige wissenschaftliche Lehrbücher zeigen (vgl. das wohl führende wissenschaftliche deutsche Marketing- Lehrbuch von Meffert, S. 740), dass ein großer Teil der Werbung nicht informativ, sondern emotional ist und es werden darin ausführliche Hinweise geben, wie man die Werbebotschaften so gestaltet, dass sie emotional wirken und nicht informativ. (Vgl. auch Homburg, Krohmer, S.795)

Beeindruckende Beispiele dafür, dass Werbung überwiegend mit Emotionen und Unterbewusstem zu tun hat, führt der international renommierte Experte im Bereich Marketing und Verfasser des Best- Sellers Buy-ology, Martin Lindstrom an. Er zeigt, dass beispielsweise Produktinformationen bei Fernsehwerbung für Autos nicht vorkommen, sondern dass die verschiedensten Automarken genau die gleiche, rein emotionale Werbung benutzen. (Vgl. Lindstrom, S. 48: „Marke und Modell waren jeweils verschieden, aber die Werbung war immer die gleiche. Der gleiche Schwung. Die gleiche Kurve. Die gleiche Wüste. Die gleiche Staubwolke.“) Ähnlich bei sehr erfolgreicher Werbung für ein bekanntes Erfrischungsgetränk in einer der beliebtesten Fernsehsendungen der USA, in der alles auf emotionale Platzierung ankomme, während Information über das Produkt nicht existiere. (Vgl. Lindstrom, S. 57ff.) Lindstrom führt viele Beispiele an, die zeigen, dass Produktinformation bei erfolgreicher Werbung keine Rolle spielt. Dennoch halten 46,2% der befragten Bundesbürger Werbung im Fernsehen „für recht informativ“ (Die Welt in Zahlen 2012, S.95), was auf eine interessante Fehlwahrnehmung hinweist.

III. Werbung und geplante Obsoleszenz (geplanter vorzeitiger Verschleiß von Produkten)
Geplante Obsoleszenz, d.h. die geplante, vorzeitige Veralterung von Produkten wirkt wie ein künstliches, aber unseren Wohlstand senkendes Beschäftigungsprogramm: Wenn Glühbirnen, Drucker oder andere Elektrogeräte nur halb so lange funktionieren wie sie eigentlich könnten (vgl. Schridde/ Kreiß oder Reuß/ Dannoritzer, Kaufen für die Müllhalde) bedeutet dies, dass man doppelt so viele Menschen (und Kapital) beschäftigt wie nötig.

Die ökonomisch wohl wichtigste Spielart geplanter Obsoleszenz ist diejenige, die durch Werbung herbeigeführt wird.15 Sie bewirkt, dass Millionen von Gütern, die noch funktionieren, vorzeitig weggeworfen werden, Müllberge produziert werden16 und wir alle mehr und länger arbeiten müssen bzw. unsere Reallöhne niedriger sind als erforderlich.

IV. Werbung und Ethik
Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft argumentiert unter der Überschrift „Verbraucher nicht entmündigen“17, dass „regulatorische Vorhaben“ wie „verschiedene Kennzeichnungspflichten (etwa bei Lebensmitteln)“ verbraucherfreundliche Lösungen behindere, was „Bevormundung, wenn nicht sogar die Entmündigung der Verbraucher“ (ZAW 2011, S.197) nach sich ziehe.

Was konkret könnte damit gemeint sein? Seit Jahren wird laut Greenpeace von Wissenschaftlern z.B. davor gewarnt, dass bestimmte Farbstoffe in Lebensmitteln gesundheitsschädigend seien. Daraufhin beschloss die EU 2010 eine Kennzeichnungspflicht (statt eines Verbotes) auf entsprechenden Verpackungen, damit sich Verbraucher über die schädigenden Folgen des Verzehrs informieren können. (Vgl. Greenpeace Magazin 4/ 2010: Zappelphillipp – Farbstoffe machen Kinder krank)

Sind es solche Kennzeichnungspflichten, die laut Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft verbraucherfreundliche Lösungen behindern und zu „Bevormundung, wenn nicht sogar Entmündigung der Verbraucher“ führen? Wozu drängt der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft? Solche Kennzeichnungspflichten zu unterlassen, also die Verbraucher, in diesem Fall insbesondere Kinder (da es sich z.B. um Gummibärchen handelt), der „Information“ allein durch die werbeführenden Hersteller auszusetzen?

—–

Morgen geht es weiter mit Teil 2.

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Jul
04
2013
5

Neue Perversionen der Reklameindustrie: das sprechende Fenster

In meinem Blog stelle ich Euch ja auch in unregelmäßigen Abständen neue abartige Entwicklungen der Reklamebranche vor, die allesamt nur dem einen Ziel dienen, den Menschen auch noch die letzten Rückzugsmöglichkeiten zu rauben, um sie möglichst 24/7 mit der Kaufpropaganda zu berieseln. Ganz neu und besonders krank ist das „talking window“ – schaut Euch den dazugehörigen Clip der Firma einfach mal an:

D.h., gegen ihren Willen wird den Fahrgästen, sobald sie einnicken, eine Werbebotschaft untergejubelt. Man kann nur hoffen, dass dieses Unternehmen krachend scheitert und die Entwickler fortan irgendwo unter Brücken schlafen müssen – am besten unter Brücken, die rund um die Uhr mit Reklame beschallt werden. ;-)

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Kommentare: 5 | Kommerz,Reklame | Schlagwörter: , , , , |
Jun
02
2013
2

Süße Geschäfte

Ich frage mich ja seit jeher, wie man wohl mental gestrickt sein muss, um erfolgreich in der Werbebranche arbeiten zu können. Als Reklame- oder Marketingmensch muss man schließlich seine ethisch-moralischen Maßstäbe an der Firmentür abgeben und die fatalen Auswirkungen seines Tuns verdrängen, sonst könnte man es kaum aushalten, seinen Lebensunterhalt mit dem Verführen und Belügen von Menschen zu bestreiten. Besonders perfide wird es ja im Bereich des Marketings, das sich an Kinder richtet (siehe auch den letzten Beitrag über den Goldenen Windbeutel) – hier stellt die „Lebens“mittelindustrie reihenweise Produkte her, die schädlich für die Gesundheit ihrer kleinen Kunden sind, d.h., deren Konsum keinen positiven Effekt hat, außer den, die eigenen Kassen zu füllen. Und tatsächlich finden sich genug Typen, die ihre Tage damit verbringen, sich Strategien auszudenken, die Vermarktungsstrategie noch lückenloser zu machen, um noch mehr von dem giftigen Zeugs abzusetzen. Im Grunde handeln Lebensmittelkonzerne nicht anders als Leute, die Kindern auf dem Schulhof Drogen verticken – sie versuchen mit aller Macht, sie abhängig von Sachen zu machen (wie Zucker, künstlichen Aromen etc.), die ihnen schaden. Die Zeit brachte neulich einen höchst lesenswerten, umfassenden Artikel zu der Problematik – „Kindermarketing: Süße Geschäfte“. Lesetipp!

Zuckrig, fettig, salzig – und unwiderstehlich. Kinder sind zu jung, um die Mechanismen der Werbung zu durchschauen. Die Lebensmittelhersteller nutzen das auf immer raffiniertere Weise aus.

(…) Es ist erstaunlich: Der deutsche Staat schreibt den Kindern heute vor, dass sie Helme tragen, wenn sie sich auf ein Fahrrad setzen. Er bestimmt über die Türbreite in Kindergärten, damit auch alle Jungen und Mädchen hindurchpassen, wenn es brennt. Er kontrolliert, ob Eltern ihre Kinder regelmäßig vom Arzt untersuchen lassen. Er beschützt die Kinder vor allen erdenklichen Gefahren. Wenn es aber um Werbung geht, ist alles erlaubt.

(…) Der vielleicht noch größere Schaden aber entsteht in den Köpfen der Kinder. Die Unternehmen fordern sie nicht mehr nur auf, Schokoriegel zu essen – sie reden ihnen jetzt ein, sie seien Teil einer großen Schokoriegel-Erzählung. (…)

Essen ist kein Essen mehr, sondern Markenbotschafter. Geschichten sind keine Geschichten mehr, sondern Werbung. Die für Kinder wichtigsten Rituale – Essen und Geschichtenerzählen – werden kommerzialisiert. Die Unternehmen dringen nicht nur in die Familie und den Sportverein vor, sie versuchen auch, die Gedanken- und Gefühlswelt der Kinder zu besetzen. (…)

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Mai
27
2013
3

Capri-Sonne erhält Goldenen Windbeutel 2013. Reaktionen und Gegenreaktionen

Vor einer Weile hatte ich ja auf die Wahl zum Goldenen Windbeutel, der dreistesten Werbelüge des Jahres, hingewiesen, die von der Verbraucherschutzorganisation foodwatch durchgeführt wurde. Helmut Schnug vom Kritischen Netzwerk hat den „Sieger“ gewürdigt und die Reaktionen darauf analysiert. „Capri-Sonne erhält Goldenen Windbeutel 2013. Reaktionen und Gegenreaktionen“:

——–

120.000 Verbraucher haben über aggressive Marketingmethoden bei Kinderprodukten abgestimmt – und entschieden: Die Werbung für den Soft-Drink Capri-Sonne ist die schlimmste. foodwatch wollte daher dem Hersteller Wild (SiSi-Werke) am 16. Mai am Firmensitz in Eppelheim bei Heidelberg den Goldenen Windbeutel 2013 für die dreisteste Werbemasche des Jahres verleihen.

Capri-Sonne (in der Geschmacksrichtung Orange) enthält pro 200-Milliliter-Beutel umgerechnet sechseinhalb Stück Würfelzucker und damit mehr als ein gleich großes Glas Fanta Orange. Da der Konsum zuckerhaltiger Getränke ohnehin bereits zu hoch ist und Übergewicht unter Kindern grassiert, forderte foodwatch das Unternehmen auf, alle Werbe- und Marketingaktivitäten zu stoppen, die sich gezielt an Kinder richten.

Capri-Sonne & Co. sind Dickmacher ersten Ranges, das ist wissenschaftlich erwiesen. Dennoch fixt Wild Kinder auf allen Kanälen an, immer noch mehr Zuckergetränke zu konsumieren – im Internet, Fernsehen, in der Schule, bei Sportveranstaltungen und sogar als Kinderbetreuer in Ferienanlagen. In einer ganzen Reihe von Studien ist der Zusammenhang zwischen Soft-Drink-Konsum und dem Risiko für die Bildung von Übergewicht belegt. In Deutschland gelten 15 Prozent der Kinder als übergewichtig, 6 Prozent sogar als fettleibig (adipös). foodwatch fordert daher ein grundsätzliches Verbot der Bewerbung unausgewogener Produkte direkt an Kinder.

Bei der von foodwatch ausgerufenen Online-Wahl zum Goldenen Windbeutel auf www.goldenerwindbeutel.de haben sich vom 18. April bis zum 15. Mai 2013 insgesamt 119.835 Verbraucher beteiligt. Das Ergebnis im Detail:

  • Capri-Sonne von Wild/SiSi-Werke: 51.054 Stimmen / 42,6 %
  • Paula von Dr. Oetker: 26.231 Stimmen / 21,9 %
  • Kosmostars von Nestlé: 24.710 Stimmen / 20,6 %
  • Monsterbacke Knister von Ehrmann: 11.580 Stimmen / 9,7 %
  • Pom-Bär von funny-frisch (Intersnack): 6.260 Stimmen / 5,2 %

Capri-Sonne richtet sich mit einer ganzen Reihe von Marketingaktivitäten direkt an Kinder und sucht dabei gezielt die Nähe zum Sport. Capri-Sonne tritt als Sponsor und Veranstalter von Sportevents für Kinder auf, betreut Kinder in Hotelanlagen, spricht diese gezielt mit einer Internetseite an und macht sie über ihre facebook-Seite zu Markenbotschaftern. Bis Anfang Mai verbreitete der Hersteller zudem werbliches Unterrichtsmaterial an Grundschullehrer, in dem Kindern die Ernährungsempfehlung ausgesprochen wurde, „viel“ Capri-Sonne zu verzehren. Nach der foodwatch-Kritik stoppte Wild die Verbreitung des Materials – ein erster, kleiner Erfolg des Goldenen Windbeutels 2013.

Anders als in den Vorjahren hatte foodwatch beim Goldenen Windbeutel 2013 nicht die Werbelüge des Jahres, sondern die dreisteste Werbemasche bei einem Kinderprodukt gesucht. Nachdem in den Jahren 2009 bis 2012 das Thema Etikettenschwindel im Blickpunkt stand, möchte foodwatch nun das Problem der Fehlernährung bei Kindern und die Verantwortung der Lebensmittelindustrie in den Fokus rücken. Bei einem Marktcheck mit mehr als 1.500 Produkten hat foodwatch 2012 belegt, dass drei Viertel der direkt an Kinder vermarkteten Lebensmittel zur Kategorie der süßen oder fettigen Snacks gehören. Das Angebot folgt einer ökonomischen Logik: Während die Gewinnmargen bei Obst und Gemüse unter 5 Prozent liegen, betragen sie bei Junkfood, Soft-Drinks und Süßwaren bis zu 18 Prozent. Lebensmittelhersteller haben daher ein finanzielles Interesse daran, möglichst viele unausgewogene Kinderprodukte zu verkaufen.

Obwohl foodwatch den fünf nominierten Unternehmen bereits zum Start der Abstimmung einen Besuch beim Gewinner für den heutigen Tag angekündigt und um ein Gespräch angefragt hatte, machte Wild die Schotten dicht. Das Unternehmen lehnte die Annahme des Preises ab. Die Pförtner forderten zunächst Fernsehteams und Hörfunkjournalisten auf, ihre Aufnahmen zu stoppen. Im Pförtner-Häuschen sagten sie den foodwatch-Aktivisten dann unter Ausschluss von Medienvertretern, dass die Geschäftsführung nicht im Hause sei und kein Unternehmensvertreter für ein Gespräch zur Verfügung stehe. Die goldene Windbeutel-Skulptur mussten die foodwatch-Aktivisten wieder mitnehmen: „Wir dürfen keine Gegenstände annehmen“, so die Pförtner. „Wir sollen ausrichten, dass die Deutsche SiSi das Geschenk nicht annimmt.“ Die Aufforderung „Lasst die Kinder mit Zuckerbomben-Marketing in Ruhe“ ließ foodwatch als alternatives „Geschenk“ auf der Straße vor der Pforte zurück.

Die Pförtner händigten lediglich eine schriftliche Stellungnahme aus, in der der Hersteller zwar erklärt, dass er (wie vorgeschrieben) alle Zutaten „vollständig“ und „auf jedem Beutel“ deklariert – aber mit keiner Silbe auf die Kritik am aggressiven Marketing bei Kindern eingeht.
Ihr foodwatch Team

Böse, böse Dickmacher

Am 19.05.2013 erschien in der Welt am Sonntag unter dem Titel “Böse, böse Dickmacher” ein Porträt über foodwatch. Nach Auffassung von foodwatch ist der Text in hohem Maße tendenziös, verzerrend und leider auch fehlerhaft. In einer ausführlichen Stellungnahme äußert sich foodwatch zu den Vorwürfen, zu denen die Verbraucherorganisation im Vorfeld der Veröffentlichung größtenteils nicht einmal befragt wurde. Hier die ersten Zeilen des Artikels:

——

Böse, böse Dickmacher
Foodwatch inszeniert sich als David im Kampf gegen eine mächtige Industrie. Dabei übt die kleine Verbraucherorganisation mittlerweile selbst großen Einfluss aus – mit umstrittenen Methoden.
Grau ist der Mittwoch dieser Woche in Heidelberg-Eppelheim. Das winzige Trüppchen Demonstranten am Werkstor des Getränkeherstellers Wild fällt trotzdem auf. Eine Aktivistin steckt in einem Capri-Sonne-Orange-Kostüm und klagt in die Kamera der ARD: “Ich bin ein übersüßer Dickmacher und werde viel zu viel von Kindern verzehrt.” Ein junger Mann in knallroter Regenjacke versucht, einen fußballgroßen goldenen Windbeutel an den Pförtner des Unternehmens zu überreichen. Der Mann verweist die Demonstranten unwirsch vom Firmengelände.
bitte lest zunächst den vollständigen Artikel bei WELT.de  – weiter

Als Initiator des Kritischen Netzwerkes halte ich es für enorm wichtig, immer wieder aufzuzeigen, mit welcher Polemik und journalistischen Unkorrektheiten führende (Mainstream-)Medien hierzulande permanent aufrechte Einzelkämpfer und NGOs – wie in diesem Falle foodwatch e.V. – in der breiten Öffentlichkeit vorführen und verunglimpfen. Die wirtschaftlichen Interessen großer Tageszeitungen und anderer Medien sind natürlich legitim und damit auch ein positives, wohlwollendes Verhältnis zu den Werbekunden, aber eine dringend notwendige Verbraucheraufklärung durch sachliche wie nachweisbare Fakten bleibt oftmals auf der Strecke. Und hier kommen wir ins Spiel: partei- und wirtschaftsunabhängige alternative NGOs, Medien und Blogger.

Die offizielle Stellungnahme von foodwatch zum foodwatch-Porträt in der Welt am Sonntag vom 19.5.2013 muss deshalb im KN eine besondere Aufmerksamkeit erfahren und ich bitte alle LeserInnen, sich daraus selbst eigene Gedanken zu machen und mögliche Konsequenzen hinsichtlich Kauf- und Leseverhalten zu ziehen. Den engagierten Frauen und Männern des Vereines foodwatch e.V. gebührt jedenfalls mein Respekt und darf sich eines weiteren medialen Supports durch das Kritische Netzwerk sicher sein.

——-

Stellungnahme zum foodwatch-Portrait „Böse, böse Dickmacher“ in der Welt am Sonntag vom 19. Mai 2013
Berlin, 20. Mai 2013

Wir freuen uns über das Interesse der Welt am Sonntag (WamS) an foodwatch – es ist ja nicht alltäglich, dass ein fünfköpfiges Autorenteam sich mit der Arbeit einer NGO befasst. Dabei haben wir nicht den Anspruch, dass unsere Positionen am Ende von jedem geteilt werden. Selbstverständlich freuen wir uns auch über die notwendige kritische Begleitung, wenn sie fair und nach guter journalistischer Praxis erfolgt. Der am 19. Mai erschienene Text „Böse, böse Dickmacher“ ist jedoch in hohem Maße tendenziös, verzerrend und leider auch fehlerhaft. Viele Faktendarstellungen von Autoren und Zitatgebern halten einer Überprüfung nicht stand, zu den meisten im Text transportierten Vorwürfen ist foodwatch noch nicht einmal befragt worden.

Die Vermutung drängt sich auf, dass da die These des Artikels von Vornherein feststand und durch allzu viel Recherche auch nicht zerstört werden sollte – dies zeigt sich in jeder Passage des Textes und war auch bereits unser Eindruck , als uns in der vergangenen Woche die Anfrage des Redaktions-Hospitanten erreicht hat.

Gern möchten wir eine Reihe von Punkten richtigstellen und geraderücken:
1. Die Fehlerkette beginnt schon beim Aufmacher-Bild, das die WamS aus unserem Presse-Downloadbereich entnommen hat, und der zugehörigen Bildunterschrift: Bei den gezeigten handelt es sich keineswegs, wie die WamS schreibt, um „von foodwatch als ungesund eingestufte Produkte“, sondern schlichtweg um eine von foodwatch unkommentiert gelassene Zusammenstellung von Kinderlebensmitteln, die die Vielfalt von Verpackungsgestaltungen zeigen sollen, mit denen Lebensmittelhersteller Kinder ansprechen. Die angebliche Einstufung als „ungesund“, die bei einigen der abgebildeten Produkte zudem unsinnig ist, ist eine freie Erfindung der Redaktion.

2. Die Autoren erwecken durch ihre reportage-artige Schilderung im Einstieg des Textes den Eindruck, sie wären sie bei der foodwatch-Aktion zur Verleihung des Goldenen Windbeutels bei Capri-Sonne in Heidelberg-Eppelheim dabei gewesen. Tatsächlich war kein Vertreter der Welt oder der WamS vor Ort. foodwatch hätte diese Möglichkeit gern eingeräumt, es gab jedoch zu keinem Zeitpunkt eine Anfrage für die Teilnahme an der Aktion.

3. Frei erfunden ist die Darstellung, dass am vergangenen Freitag foodwatch-Mitarbeiter „gemeinsam die Resonanz der Windbeutel-Kampagne“ auswerteten – auch wenn die Autoren den Eindruck erwecken, bei einer solchen Besprechung dabei gewesen zu sein, es gab keine solche. Das mag zwar eine Kleinigkeit sein, zeigt jedoch, wie genau es die WamS-Autoren mit der Wahrheit nehmen. Nach einem unangekündigten Überraschungsbesuch des Redaktionshospitanten am Freitagmorgen, der „zufällig in der Gegend“ gewesen zu sein vorgab, hatten sich vielmehr zwei foodwatch-Mitarbeiter die Zeit genommen, Fragen zum Goldenen Windbeutel im Interview mit dem WamS-Hospitanten zu beantworten.

So ungewöhnlich dieses Vorgehen, so ungewöhnlich der gesamte Weg der WamS-Recherchen: Der Redaktionshospitant hatte in der vergangenen Woche in der foodwatch-Pressestelle angefragt, ob er kurzfristig einen Tag im foodwatch-Büro verbringen könne, um Eindrücke zu gewinnen. Solche Besuche machen wir zwar grundsätzlich immer wieder möglich (in der Vergangenheit auch schon für eine Journalistin der Welt), aus zeitlichen Gründen mussten wir dies wegen der Verleihung des Goldenen Windbeutels für die vergangene Woche jedoch absagen. Stattdessen hatten wir wunschgemäß für Freitag ein Telefonat zum Goldenen Windbeutel in Aussicht gestellt. Daraus wurde dann der beschriebene Überraschungsbesuch und im Anschluss eine Reihe von E-Mails, in denen der Redaktionshospitant foodwatch mit verschiedenen Vorwürfen in Form von Zitaten konfrontierte, über deren Urheber er größtenteils noch nicht einmal informiert war. Zu allen Fragen und Vorwürfen haben wir ausführlich mit Stellungnahmen geantwortet, was nur zu einem geringen Teil redaktionell berücksichtigt wurde. Zum Großteil der im Text genannten Kritikpunkte und Vorwürfe wurde foodwatch jedoch gar nicht erst um Stellungnahme gefragt. Dies widerspricht nicht nur den Grundregeln journalistischen Arbeitens, sondern führt auch zu einer Reihe von Falschdarstellungen und Verzerrungen, auf die wir im Folgenden eingehen möchten.

4. Die WamS macht sich leider nicht die Mühe, die von foodwatch im Zuge der Wahl zum Goldenen Windbeutel formulierte Kritik korrekt oder vollständig wiederzugeben. Diese befasst sich vor dem Hintergrund des unter Kindern grassierenden Übergewichts mit den vielfältigen und aggressiven, gezielt auf Kinder zielenden Marketingmethoden für unausgewogene Produkte, so zum Beispiel für dem stark zuckerhaltigen Soft Drink Capri-Sonne, der aus der Online-Wahl als „Sieger“ hervorging. Hätten die Autoren diesen Zusammenhang aus gesundheitlichen Problemen, unausgewogenen Produkten und aggressivem Marketing gezielt an Kinder dargestellt, so wäre dem Leser auch schnell klar gewesen, dass das vom Capri-Sonne-Hersteller zur Entgegnung angeführte und von der WamS ohne Einordnung übernommene „Argument“, dass der Hersteller schließlich auch ein „Capri-Sonne Bio-Schorly“ anbiete, mit der eigentlichen Kritik überhaupt nichts zu tun hat – auf diese ist das Unternehmen in seiner Stellungnahme nämlich gar nicht erst eingegangen. Stattdessen hat es nach der foodwatch-Kritik die Verbreitung von „Unterrichtsmaterialien“ an Grundschullehrer, die in Wahrheit Werbebroschüren für Capri Sonne sind, gestoppt . Ebenfalls eine bekannte Tatsache, die die WamS unerwähnt lässt.

► bitte lest die vollständige foodwatch – Stellungnahmeweiter 

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Mai
14
2013
2

Lesetipps: Red Bull | AfD | Fußballmanie | Wachstumswahn | Außenwerbung

Ja, keine Angst, ich lebe noch – und der Konsumpf natürlich auch. :-) Heute will ich Euch wieder ein paar Fundstücke aus dem Netz ans Herz legen. Beginnen möchte ich mit einer interessanten Dokumentation über den österreichischen Brausefabrikanten Red Bull, der sich vor allem im Sportbereich unaufhaltsam ausbreitet – der letzte Coup ist RB Leipzig, ein Kunstprodukt, das drauf und dran ist, in den bezahlten Fußball aufzusteigen. Seit längerem befeuert der Konzern zum Beispiel aber auch die Extremsportszene, wie man in der ARD-Reportage „Die dunkle Seite von Red Bull“ zu sehen bekommt. Nun muss ich ganz ehrlich sagen, dass sich mein Mitleid mit Menschen, die diesen „Fun“sportarten nachgehen, sich also freiwillig in große Gefahr begeben, weil sie den Adrenalinkick suchen, und dann dabei verunglücken, stark in Grenzen hält. Selbst Schuld, wird ja keiner gezwungen, so einen Unfug mitzumachen… Aber natürlich ist es nicht akzeptabel, dass Red Bull diesen Wahnsinn auch noch anheizt und für sein Image ausschlachtet.

Mit seinen Energy-Drinks hat Red Bull ein Milliardenimperium geschaffen. Ein Grund für den Erfolg: Eine bislang einzigartige Marketingmaschine. Red Bull hat die Formel 1 verändert, einen Sprung aus der Stratosphäre gesponsert, Extremsportarten auf die Spitze getrieben. Doch der PR-Hype von Red Bull ist umstritten. Bei einigen Aktionen sind Sportler tödlich verunglückt. Geht Red Bull zu weit?
“Die Story” deckt die Hintergründe mehrerer Todesfälle auf, die mit Red-Bull-Werbemaßnahmen in Verbindung stehen. So stirbt 2009 ein Schweizer Basejumper beim Sprung von einem Züricher Hochhaus. Einige Wochen zuvor springt ein amerikanischer Stuntman mit einem Wingsuit, einem Flügelanzug, aus einem Hubschrauber und kracht gegen eine Felswand. Dieser Sprung ist sogar Teil eines geplanten Kinofilms. Ebenfalls für einen Film springt ein kanadischer Extremskifahrer von einer 300 Meter hohen Klippe in den Dolomiten. Er will vor Kameras einen doppelten Salto-Rückwärts zeigen, danach im Fallen seine Ski abwerfen, im Wingsuit nach unten gleiten, dann seinen Fallschirm ziehen. Auch bei seiner Aktion sollen offenbar Zuschauer an den Werbeslogan „Red Bull verleiht Flügel” denken. Doch das Kunststück misslingt. Der Extremsportler schlägt vor den Augen der Filmcrew auf dem Boden auf. Der Film über ihn wird dennoch fertig gestellt – the show must go on.
Autor Helmar Büchel hat für den ARD-Film „Die dunkle Seite von Red Bull” mit Angehörigen, Freunden und Werbefachleuten in Europa und den USA gesprochen. Viele beklagen, dass der gestiegene Marketingdruck, den auch Red Bull entfacht, Extremsportler zu immer größeren Risiken verleitet. Der Film zeigt auch, wie wenig Red Bull bereit ist, sich mit der wachsenden Kritik öffentlich auseinanderzusetzen.

Ich hoffe, keiner meiner Leser liebäugelt mit dem Gedanken, bei der nächsten Wahl seine Stimme den Leute von der „Alternative für Deutschland“ (AfD) zu geben? Falls doch, sollte er oder sie sich vielleicht mal den Artikel „Die deutsche Tea-Party“ von Jens Berger in der taz durchlesen:

Es war nur noch eine Frage der Zeit, dass auch das deutsche Parteiensystem durch eine bürgerliche Protestpartei rechts von der Union erweitert würde. Jetzt, mit der Alternative für Deutschland, scheint sie da zu sein. Es ist ebenfalls keine große Überraschung, dass die AfD in ersten Stellungnahmen von progressiven Geistern wegen ihrer – zweifelsohne vorhandenen – rechtspopulistischen Tendenzen gebrandmarkt wird.

Doch diese Kritik greift zu kurz, orientiert sie sich doch an der klassischen Gesäßgeografie, dem Rechts-links-Schema. Wer die AfD auf ihren Rechtspopulismus reduziert, verkennt die eigentliche ideologische Gefahr, die von dieser Partei ausgeht. (…)

Diese Position übertrifft in Sachen Marktradikalität die FDP bei Weitem und kann als Marktfundamentalismus bezeichnet werden kann. Sie basiert auf den theoretischen Werken von Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek (der sogenannten Österreichischen Schule) und den philosophischen Schriften von Ayn Rand.

Der Paläolibertarismus fordert die Unterwerfung aller Lebensbereiche unter die Marktideologie. Soziale Autoritäten wie Familie und die Kirche sollen dabei das Individuum vor dem Staat schützen, der für Paläolibertäre das Feindbild ist. (…)

Auch Kerstin Ludwig hat auf Carta sich das „Wahlprogramm der AfD“ mal näher angeschaut:

(…) Die Alternative für Deutschland ist keine. Denn abgesehen von den Fehlern, die ich im Wahlprogramm finde: Es wird an keiner Stelle gesagt, wie das umgesetzt werden soll. Es wird eine Reihe von Forderungen gestellt, es werden Probleme beschrieben, aber nirgends Lösungen angeboten.

Die Forderungen werden in populistischer Manier aufgelistet – und wenn man hinguckt, sieht man … genau.

Mit Forderungen allein bietet man keine Alternative. Das geht nur, wenn man auch Lösungsvorschläge macht. Wenn man klar Ross und Reiter benennt. Wenn man auch sagt, wie das Ganze finanziert werden soll. Einfach nur eine Reihe von Forderungen aufstellen und dann bei der Lösung kneifen, ist feige.

Feige Politiker haben wir schon mehr als genug. Wir brauchen Mut. Und Rückgrat. Beides kann ich bei der AfD nicht erkennen.

Und, auch schon im Champions League-Fieber? Falls ja, so befindet man sich in bester Gesellschaft, denn Fußball ist längst salonfähig geworden. Und lenkt, getreu dem Motto „Brot und Spiele“ die Menschen gut von den eigentlichen Problemen der Welt ab, wie auch Die Zeit in „Fußballmanie lässt die Politik dahinsiechen“ konstatiert:

(…) In Zukunft soll das Bruttosozialprodukt als Indikator für die Leistungsfähigkeit unseres Landes abgeschafft werden. Es ist nicht mehr fähig, die aktuelle Lebenssituation der Bundesbürger abzubilden – es gilt als veraltet. Bei der Einführung eines neuen Maßstabs sollte man dringend das Fußballinteresse einbeziehen; es zählt heute zu jenen Faktoren, die das Lebensgefühl in Deutschland wesentlich ausmachen. Als die wichtigsten Fragen der Zeit werden hier die Halbfinalbegegnungen der Borussia und der Bayern gegen die übermächtig erscheinenden spanischen Fußballklubs diskutiert.

Angesichts dieser Fußballmanie kann man sich fragen, was mit diesem Land los ist. Es gibt schließlich nicht nur das Europa der Champions League, sondern auch das Europa der Nationen, die unter der Finanzkrise und ihrer innenpolitischen Instabilität leiden. Von den Turbulenzen des politischen Europaprojekts nimmt das deutsche Publikum in den Abendnachrichten Kenntnis – und freut sich auf Real und Barça. (…)

Zum Thema Sedierung passt natürlich auch Konsum und Reklame – Claudia Klinger hat sich im Digital Diary ihre Gedanken zum Wachstumswahn und dem Konsum gemacht: „In Teufels Klauen – zur Krisenlage

(…) Diesseits anderer Krisen-Faktoren ist DAS aus meiner Sicht die stärkste Wurzel der Krise: Es gibt kein natürliches Wachstum mehr. In Europa haben länger schon alle, die genug Geld oder Kreditwürdigkeit besitzen, um MEHR zu kaufen, keinen Bedarf nach MEHR. Man hat alles, was man zum Leben braucht und viele haben sogar weit mehr als das. Ja, einige beginnen sogar, zuviel Besitz als Last zu begreifen und sich von der Konsumismus-Religion angeödet abzuwenden: ab ins Abenteuer Richtung Down-Sizing, Entschleunigung, “weniger ist mehr”…. Gleichzeitig verarmen immer mehr Menschen oder geraten zumindest in Angst, ihren Status Quo zu verlieren und fallen damit auch als Wachstumstreiber aus. Wachstum aber wird benötigt, denn unser Geld/Finanzsystem funktioniert auf Dauer nur mit Wachstum.

Klar, ab und zu gelingt es noch, eine neue Produktlinie zu kreieren und z.B. allen einzureden, dass man hochwertige Espresso-Maschinen haben muss, und anstatt Kaffeebohnen oder Pulver mehrfach so teure “Pads”. Aber das sind seltene Glücksfälle, deren Erfolge zudem prekär bleiben: eine Waschmaschine MUSS man haben, wogegen eine Espressomaschine verzichtbar ist, wenn sie nach Ablauf der Garantie-Zeit per Obsoleszenz allzusehr nervt.

Auch Smartphones und Tablets sind eine neue, boomende Produktkategorie. Gefühlt wichtiger als die Waschmaschine, weshalb viele bereit sind, in kurzen Abständen die jeweils neuesten Gadjets zu kaufen. Der deutschen Wirtschaft hilft das allerdings nicht groß auf, “wir” machen ja immer noch lieber in Maschinen, Autos und Waffen. (…)

Apropos Reklame – „Übergroße Außenwerbung – Reklame soll aus dem Stadtbild verdrängt werden“, wie der Tagesspiegel Berlin berichtet. Bravo!

(…) Eine Stadt ohne Werbung? Schwer vorstellbar für die meisten von uns, wenn auch Berlin vermutlich weniger dicht mit Reklameflächen zugestellt ist als viele vergleichbare Städte. Die Ausnahme ist Sao Paulo in Brasilien, wo seit 2010 jegliche Außenwerbung verboten ist – ein Vorbild für den 26-jährigen Politikwissenschaftler Jan Korte, der diese Idee in Berlin durchsetzen will. „Amt für Werbefreiheit und gutes Leben“ heißt die Facebook-Seite, die er jetzt zusammen mit rund 30 Freunden gegründet hat. Dort beschreibt man sich als „Fachbehörde für einen Kiez ohne kommerzielle Außenwerbung“.

Kortes Überzeugung ergibt sich logisch aus dem Facebook-Titel: „Werbung verhindert gutes Leben“.

Dahinter steckt einer der gegenwärtig höchst aktuellen kapitalismuskritischen Gedankengänge: Werbung reizt demnach zum Konsum an, was im Sinne der vielbeschworenen Nachhaltigkeit des Lebensstils verwerflich sei – der „Konsumterror“, zentrales Schlagwort der Studentenbewegung, ist unter anderen Vorzeichen auferstanden. Außerdem heißt es, Werbung erzeuge Stress, verschlechtere also die Lebensqualität durch visuelle und auditive Reize und wirke durch neue technische Ansätze immer stärker manipulativ. (…)

Zum Abschluss möchte ich Euch noch auf ein interessantes Projekt hinweisen, das aktuell via Startnext finanziert wird, also Eure Mithilfe benötigt – „Gemeinnütziges Portal in Händen einer Community – Nachhaltiger Konsum“:

Nachhaltiger Konsum ist ein Projekt, ganz in den Händen einer Community die nicht nur am Umsatz beteiligt wird, sondern aktiv an der Gestaltung mitwirkt und weitreichende Mitbestimmungsrechte besitzt. Es ist gemeinnütziges Portal welches nicht nur auf die oftmals verheerenden Folgen unserer Konsumgewohnheiten hinweisen möchte, sondern auch direkt Alternativen bietet und sich dabei lediglich aus Spenden finanziert.

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Apr
26
2013
4

Die Werbelüge des Jahres

Alle Jahre wieder – kommt sie, die Abstimmung von Foodwatch zum Goldenen Winbeutel 2013, der dreistesten Werbelüge des Jahres. Klar, Reklame ist immer Lüge, von daher ist diese „Auszeichnung“ auch mehr von symbolischem Wert, da sie die Aufmerksamkeit der Menschen darauf lenkt, den bunten Werbeversprechen keinen Glauben zu schenken und sich zu vergegenwärtigen, dass die Konzerne und ihre Marketingabteilungen uns alle nur hinters Licht führen wollen. Diesmal geht es um Reklame, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richtet.

Die Wahl zum Goldenen Windbeutel 2013 ist eröffnet. Ab sofort können die Verbraucher einen Monat lang abstimmen, welches Unternehmen den Preis für die dreisteste Werbemasche des Jahres bei einem Kinderprodukt erhalten soll.

„Kinder sind die Zielscheibe der perfidesten Webestrategien von Lebensmittelherstellern“, sagt Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelwerbung bei der Verbraucherorganisation foodwatch. „Mit allen Mitteln versuchen die Unternehmen, den Einfluss der Eltern zu umgehen und Kinder für jene Produkte anzufixen, die die höchsten Gewinnmargen versprechen – und das sind nun einmal Süßigkeiten und Snacks.“ Für den Goldenen Windbeutel 2013 hat foodwatch fünf Produkte nominiert:

  1. Capri-Sonne von Wild/SiSi-Werke, nominiert für Schul-Marketing und Sport-Schwindel
  2. Monster-Backe Knister von Ehrmann für die Vermarktung überzuckerter Produkte als Spielzeug
  3. Pom-Bär von Funnyfrisch für ein Paradebeispiel scheinheiliger Werbebeschränkungen
  4. Nestlé Kosmostars für Zucker-Kleinrechen-Tricks
  5. Paula von Dr. Oetker für digitalen Kinderfang

foodwatch vergibt den Goldenen Windbeutel 2013 bereits zum fünften Mal, in den vergangenen Jahren immer als Negativpreis für die Werbelüge des Jahres. 2012 entfiel eine Mehrheit der fast 130.000 abgegebenen Stimmen auf Hipp. Die vorherigen Preisträger waren Ferrero (2011), Zott (2010) und Danone (2009).

Mit der Kür der dreistesten Werbemasche bei Kinderprodukten in diesem Jahr möchte foodwatch das Thema Kinderlebensmittel in den Fokus rücken. Während auf der einen Seite Fehlentwicklungen bei der Kinderernährung, insbesondere grassierendes Übergewicht, beklagt werden, wird die Lebensmittelindustrie nicht zur Verantwortung gezogen. In einem Marktcheck mit mehr als 1.500 Kinderprodukten hatte foodwatch 2012 nachgewiesen, dass drei Viertel der gezielt an Kinder vermarkteten Industrieprodukte süße und fettige Snacks sind. Mit Werbung fast ausschließlich für unausgewogene Produkte verstärkt die Lebensmittelindustrie diesen Trend – gleichzeitig setzt sie darauf, die Erziehungshoheit der Eltern zu umgehen, indem sie Kinder über Sportvereine, Schulen und Kindergärten oder digitale Medien ansprich.

Stimmen Sie jetzt ab für Ihren Favoriten: www.goldener-windbeutel.de

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Apr
14
2013
3

Mobstr – Nachhilfe in Reklame

Diese schöne Adbusting-Aktion des britischen Streetart-Künstlers Mobstr gefällt mir sehr gut. In einer mehrteiligen Reihe erteilt er „lessons in advertising“, und das direkt am lebenden Objekt, also indem er vorhandene Reklameplakate überklebt und mit seiner „Nachhilfe“ versieht. Bisher gibt es 5 „Lektionen“. (Via urbanshit, Public Ad Campaign)

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Kommentare: 3 | Adbusting,Aktionen,Reklame | Schlagwörter: , , , |
Mrz
14
2013
10

McDonald’s raus aus der Schule!

Diesem Aufruf von Foodwatch schließe ich mich doch gerne an, da ich die schleichende Inflitrierung von Schulen durch Konzern-Propaganda auch schon seit längerem mit Sorge betrachte:

————-

McDonald’s, Edeka & Co. sollen dafür sorgen, dass unsere Kinder in der Schule genug über gesundes Essen, Werbung und Verbraucherschutz lernen? Das klingt absurd, finden Sie? Ist aber genau der Plan des neuen “Bündnisses für Verbraucherbildung”, das von Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) unterstützt wird. Neben den Verbraucherzentralen und anderen Organisationen ist auch die Lebensmittelbranche bei dem Bildungsprojekt vertreten: der Lobbyverband des Lebensmittelhandels, McDonald’s, Rewe, Edeka, der amerikanische Konsumgüter-Riese Procter & Gamble und andere. Wir meinen: Hier wird der Bock zum Gärtner gemacht. McDonald’s, Edeka & Co. haben bei Bildungsprojekten an Schulen nichts verloren! foodwatch fordert: Die Ernährungsbildung von Grundschülern darf nicht der Lebensmittelwirtschaft überlassen werden! Unterstützen Sie unseren Protest und schreiben Sie jetzt direkt an Verbraucherministerin Ilse Aigner:

www.foodwatch.de/aktion-schule

Schulen müssen PR- und werbefreie Räume bleiben! Als Frau Aigner gestern das Projekt zur Verbraucherbildung vorstellte, beeilte sich die Ministerin zu betonen, die Unternehmen hätten keinerlei Einfluss auf die inhaltliche Arbeit. Doch wie groß die Einflussnahme wirklich sein wird, lässt sich nur schwer überprüfen. Die Wirtschaftsvertreter sitzen immerhin mit im Beirat jener Stiftung, die das Projekt betreut, und laut den Statuten soll die Strategie mit den Bündnispartnern abgestimmt werden – also auch mit den Geldgebern aus der Industrie.

Auch wenn sicherlich nicht ab morgen Schulhefte mit McDonald’s-Logo in den Klassenräumen liegen: Frau Aigner öffnet mit ihrer Initiative den Unternehmen die Tür in die Schulen – und bietet der Industrie das perfekte Feigenblatt, um von der eigenen Verantwortung abzulenken: Mit dem Verweis auf ihr ach so selbstloses Engagement bei Projekten zur Ernährungsbildung oder zur Sportförderung verhindert die Industrie wirksame Maßnahmen gegen Fehlernährung und Übergewicht bei Kindern.

Eine der weltweit renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften (The Lancet) kommt in einem am 23. Februar 2013 veröffentlichten ausführlichen Beitrag mehrerer Wissenschaftler zu einem klaren Ergebnis: Die Versuche, gemeinsam mit der Industrie gegen Fettleibigkeit oder Herz- und Kreislauferkrankungen vorzugehen, sind gescheitert. Stattdessen verlangen die Autoren von der Politik, die Lebensmittelkonzerne öffentlich unter Druck zu setzen, indem sie die Aufmerksamkeit auf deren dubiose Praktiken lenkt und wirksame gesetzliche Regulierungen durchsetzt.

Die Branchenvertreter wissen genau: Ihr vermeintlich selbstloses Engagement für “Ernährungsbildung” ist das billigste Ablenkungsmanöver, das sie kriegen können. Damit sie weiterhin ungestört Kindern an jeder Ecke profitables Junkfood aufdrängen und sich im Internet mit Gewinnspielen oder im Fernsehen mit ausgetüftelter Werbung für Pudding, Softdrinks, Fastfood & Co. in die Köpfe der kleinen Kunden schleichen können. Das Kalkül ist klar: Um die Regulierung dieses lukrativen Geschäftsmodells auf Kosten der Kinder zu verhindern, werden “unschädliche” Alibi-Maßnahmen in Schulen gefördert. “Unschädlich” deshalb, weil die Lebensmittelwirtschaft genau weiß, dass Aufklärungskampagnen oder ein bisschen Ernährungsbildung gegen ihr aggressives Marketing für Junkfood und das schiere Überangebot an ungesunden Produkten sowieso nicht ankommen. Wenn den Konzernen die Ernährung und Gesundheit von Kindern tatsächlich am Herzen liegen würden, würden sie aufhören, überzuckerte Frühstücksflocken für Kinder herzustellen, Soft-Drinks an Schulen oder Fast Food mit Spielzeugbeigaben zu verkaufen. Das aber würde den Absatz ihrer profitabelsten Produkte schmälern, und daran hat die Wirtschaft selbstverständlich überhaupt kein Interesse. Also legt sie ein bisschen Geld für Verbraucherbildung auf den Tisch – damit sie ansonsten weitermachen kann wie bisher.

Ernährungs- und Verbraucherbildung kann nur wirken, wenn die Politik die Lebensmittelwirtschaft auch dazu zwingt, das Produktangebot zu verbessern und Junkfood-Werbung einzustellen.

Was außerdem nicht verhandelbar ist: Es ist Aufgabe des Staates, die Schulen und die Lehrer mit qualifizierten Unterrichtsmaterialien für die Verbraucher- und Ernährungsbildung auszustatten. Die Profitinteressen der Konzerne haben in den Schulen nichts verloren. Deshalb müssen die Unternehmen aus dem Bündnis ausgeschlossen werden. Helfen Sie uns: Protestieren Sie jetzt direkt bei Verbraucherministerin Ilse Aigner – McDonald’s, Edeka & Co. raus aus den Schulen!

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Feb
18
2013
29

Der Würgegriff der Reklame

Getreu dem Motto „Kenne deinen Feind“ schadet es nicht, hin und wieder mal zu schauen, was sich so in der schillernden, ätzend-bunten Welt der Reklamemacher tut. Denn selbstverständlich ist  – in den Augen der Werbefuzzis zumindest – der öffentliche Raum und unser Leben noch längst nicht genug mit kommerziellen Botschaften durchsetzt, immer noch gibt es Momente, in denen der Konsument aus Versehen nicht mit den neuesten Produktanpreisungen infiltriert wird. Das muss geändert werden! Und so gibt es beispielsweise die Tendenz, die im Internet als Schutz vor Spambots bei vielen Blogs & Kommentarspalten vorgeschalteten Captchas nicht etwa mit etwas Sinnvollem zu verbinden (wie bei reCaptcha), sondern auch dort Reklame zu zeigen, zu der der User anschließend eine Frage beantworten muss. Perfider geht es kaum noch, wieviel Lebenszeit wird den Usern damit geraubt – aber lassen wir die Anbieter solcher „Services“ doch mal selbst zu Wort kommen:

Die ganze Absurdität solcher Maßnahmen wird einem dann bewusst, wenn man bedenkt, dass inzwischen ja zum Lösen solcher Captchas von der Spamindustrie eigene Sweatshops betrieben werden, wo unterbezahlte Menschen diese Captchas beantworten, um anschließend ihre Spambotschaften hinterlassen zu können… (via De-Branding)

Mindestens genauso bedenklich ist ja auch der Trend hin zum Product Placement. Kennt man dieses bisher vor allem aus Filmen oder dem Fernsehen, so hat es längst auch verseucht, wie man am Beispiel von YouTube sieht. Dieses Videoportal ist für viele (vor allem jüngere Menschen) fast schon zum vollwertigen Fernseh-Ersatz geworden, und Clips, die dort gezeigt werden, erhalten weltweit immense Aufmerksamkeit. So haben sich immer mehr Kreative mit eigenen YouTube-Kanälen und eigenen Shows ein finanzielles Standbein aufgebaut. Aber wie das so ist, wenn irgendwo Erfolg lockt, kommen natürlich auch sofort die Reklamehaie um die Ecke und durchsetzen diese Angebote vermehrt mit ihren Produkten – und sorgen damit zu einer schleichenden Entwertung der gezeigten Sendungen. Das NDR-Medienmagazin ZAPP hat sich in „YouTube – Unterschätzte Medienkonkurrenz“ genau mit diesem Thema beschäftigt:

 Die Macher der YouTube-Netzwerke laden die Werbetreibenden ein ins Neuland der fast unbegrenzten Möglichkeiten – unbegrenzt und unbeaufsichtigt.


Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken

Konsumpf 2008 - Powered by WordPress | Aeros Theme | TheBuckmaker.com WordPress Themes